Doves – Remnants I

von am 25. April 2020 in EP

Doves – Remnants I

Dass Doves in zwei Tranchen jeweils drei bisher nicht auf Streamingdiensten verfügbare Nummern auflegen, ist eigentlich nicht der Rede wert, aber hey: Remnants I ist das erste Lebenszeichen der Band seit über einem Jahrzehnt!

Inhaltlich geht es auf dieser eher wie eine Single angelegten EP also wenig spannend oder exklusiv zu, obgleich der Einstieg ganz famos ist. Ship of Fools war ursprünglich ein Bonussong der iTunes-Version von Kingdom of Rust, vor allem aber immer schon ein verstecktes Juwel. Die Nummer perlt geduldig und folkig wie ein geheimer Klassiker der Band, wird alsbald mit optimistischem Groove angetaucht, darf psychedelisch schimmern und ist rumpeliger Britpop mit viel Grandezza, hoffnungsvoll über den Horizont schreitend.
Ein Kleinod also, über dessen Verfügbarkeit man sich als Fan im Streaming-Zeitalter freuen kann, zumal eine Archivsichtung der Doves entlang gerne übergesehener B-Seiten durchaus eine feine Art wäre, sich für ein etwaiges Comeback der Briten aufzuwärmen.

Danach wird es aber nicht nur weitaus weniger essentiell, sondern leider sogar augenscheinlich wahllos im Selektionsprozess. Black And White Town ruft als Live-Version in sehr feiner Qualität zuerst in Erinnerung, wie sehr die Welt diese Band vermissen sollte, danach aber auch, dass eine Neuauflage von Live At The Eden Sessions 2nd July 2010 als ursprüngliche, streng limitierte Herberge der Nummer noch viel wünschenswerter gewesen wäre.
N.Y. im Chris Coco Remix (als ein willkürliches Fragment der zweiten CD von Lost Sides) stellt danach eine angenehm-ätherische, beruhigend fließende und sanft klatschende Ambient-Variation dar, die den Gesang jedoch viel zu hektisch klingen lässt, während die nostalgische 80er- Mundharmonika in dem Lullaby-Flair auch mehr rausholen hätte können. Sehr schön nichtsdestotrotz!
Ob Remnants I seinen Zweck, die Band wieder ein bisschen in die allgemeine Aufmerksamkeit zurückzubringen, erfüllen kann, bleibt insofern ebenfalls offen wie die Frage, weswegen man diese Rückkehr auf mehrere Mini-Releases anlegen musste – abseits von Ship of Fools als veritablen Deep Cut wird man zu dem ohne relevanten Mehrwert zusammengebastelten Remnants I jedenfalls wohl trotz der fabelhaften Musik nicht zurückkehren.

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