DMA’s – The Glow
DMA’s lassen ihr 90er-Jahre Britpop-Imitat für ihr drittes Studioalbum The Glow von Stuart Price mit Produktionsgimmicks aufpolieren, dass normalerweise für The Killers reserviert ist.
Die Australier sind natürlich diplomatisch genug, um niemanden vollends zu verprellen, der an den beiden Vorgängern Hills End und For Now gefallen fand: Gleich das aufgeweckte Never Before holt als unmittelbar wieder vergessener Ohrwurm nach alten Muster an Bord, während in der selben Ausrichtung das bedächtigere Silver etwa romantische Feuerzeuge im Stadion sehen will, der Standard Strangers leicht psychedelisch angehaucht daherkommt und der Singalong Hello Girlfriend in all seiner zuverlässig Melodien anbietenden Gefälligkeit niemandem wehtut, der an frühen Blur und Oasis zur Jahrtausendwende vor allem die Eingängigkeit schätzt.
Dennoch machen sich Modifikationen alsbald bemerkbar.
Im Titelsong ist die Produktion bereits derart weit zum Pop aufgeblasen, dass die übersättigende Repetition des Refrains doppelt schwer wiegt. Learning Alive liebäugelt mit melodramatischen Kitsch, ist so nett wie gesichtslos und kantenbefreit, wo Hello Girlfriend auch mit mehr Strom im prolligen Riff nur eine Alibi-Aktion darstellt: Die Party vom Reißbrett ohne Stimmung zieht sich.
Noch ambivalenter wird The Glow, wenn die ästhetischen Entscheidung der Inszenierung das Songwriting zu diktieren beginnen, und Assoziationen an Autotune und Eurotrash lauern.
Schillernde Synthies und ein treibender Beat wollen in Life Is a Game of Changing ungeniert auf den Dancefloor, Cobracaine ist mit The Killers-Patina und belanglosem Drama ebenso sanft clubtauglich. Criminals könnte dagegen mit Baggy und Madchester-Prägung den R&B von One More Light destillieren, nur beliebiger und weniger hartnäckig. Appointment zeigt dann im Herzen eine intim erhebende Hymne, kleistert sich aber mit Pathos plätschernd zum okayen Rohrkrepierer.
Was man DMA’s in diesen Momenten zu gute halten muß, ist die Tatsache, dass das Auftreten von The Glow aufgrund dieser Auswüchse zumindest individueller im Langzeitgedächtnis verankert sein wird, als das Material von For Now. Zu einem besseren Album macht dies das Drittwerk allerdings nicht.
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