DMA’s – Hills End
Drei Australier mögen nett-schnoddrigen Früh-90er-Britpop spielen, doch das macht aus Newtown noch lange nicht das neue Manchester und aus DMA’s keine legitimen Oasis-Erben. Tatsächlich muss man sich anhand von ‚Hills End‚ sogar ziemlich über den medial strapazierten Vergleich mit der Gallagher-Institution wundern – sind die Stärken von Tommy O’Dell, Matt Mason und Johnny Took doch bei anderen Vorbildern verwurzelt.
Begründet liegt der permanent bemühte Verweis vor allem darin, dass Noel den australischen Newcomern mit dem Hang zur Liam’schen Fischerhut-Verbrechen ungehört seine allumfassende Blanko-Abneigung ausrichten ließ und sich dazu allzeit bereit zeigte, DMA’s notfalls schnurstracks von der Bühne zu buhen. Adelnde Aufmerksamkeit sicherlich, an der sich die mediale Berichterstattung zudem dankbar aufhängen lässt. Doch sind die eigentlich wichtigen Referenzpunkte von DMA’s von vornherein nur bedingt im dick auftragenden Rock von Oasis zu suchen – wie auch Noel bei genauerer Betrachtung sicherlich festgestellt hätte.
Zu luftig und entspannt ist der Sound und die Stimmung von ‚Hills End‚, zu wenig Druck (und auch dicke, hochnäsige Eier) haben lässig abgehangene Rocker wie ‚Timeless‚ und vor allem gestalten sich die balladeskeren Songs ala ‚Step Up the Morphine‚ oder das anschmiegsame ‚So We Know‚ in ihrer Ambition potente Hymnen zu sein zu wollen trotz vorhersehbar nach Hause gespielter Zuverlässigkeit als zu wenig überwältigend und ekstatisch. Das reicht bisher höchstens im wirklich schönen Hit ‚Delete‚ zu einem dezenten Feuerzeugmeer. Man tut also niemandem einen Gefallen damit Oasis als primären Maßstab hierfür heranzuziehen (nicht nur deswegen, weil das vielerorts gerne von vornherein unter Wert verkaufte ‚Hills End‚ letztendlich nicht an der Erwartungshaltung scheitern soll).
Viel mehr Sinn macht es das Debütalbum der Australier stilistisch am anderen Ende des ehemaligen Britpop-Kriegs der 90er zu verorten, bei dem die Fronten für DMA’s im Zweifelsfall wohl rasch geklärt gewesen wären. Dass sich Blur’s Dave Rowntree bereits als Fan des Down Under-Trios geoutet hat darf insofern als symptomatisch gewertet werden – und zudem näher bei den tatsächlichen Referenzen.
‚Hills End‚ orientiert sich in seiner akustisch unaufgedunsenen Leichtigkeit am Baggy-Flair von ‚[amazon_link id=“B000025XLV“ target=“_blank“ ]Leisure[/amazon_link]‘, lässt eine dezente Neo-Psychedelika-Schlagseite zwischen den Zeilen aufblitzen, borgt sich Gitarrenspuren von Johnny Marr, den Smiths und aus den ausklingenden 80ern, klingt in seiner Verbindung aus halbverzerrt angeschrammten Gitarren und sehnigen Rhythmusarbeit aber vor allem und mehr als alles andere wie ein natürliches Amalgam aus den Vermächtnissen der Stone Roses und den La’s.
Bei ‚Lay Down‚ muss man sich fragen, was The Paddingtons heutzutage denn eigentlich so treiben. Zahlreiche Melodien könnten direkt aus dem nachlass der Rifles stammen, durch die Wahrnehmung von ‚Too Soon‚ geistern neben der potentiellen Alex Turner-Gesangsleistung Versatzstücke von Ocean Colour Scene, wohingegen das beliebige ‚Straight Dimensions‚ tröpflet wie eine Real Estate-B-Seite. Generell reihen sich bei den Referenzen jedoch eben beinahe ausnahmslos britische Bands, weswegen man die so anachronistisch klingenden DMA’s alleine ausstrahlunstechnisch anstandslos in die zweite Reihe des Insel-Indierocks platzieren würde. Warum nicht die erste – obwohl im Grunde keiner der 12 versammelten Nummer auf ‚Hills End‚ einen tatsächlichen Ausfall darstellt und DMA’s sich durchgehend als brav abliefernde Songwriter beweisen?
Nun – dafür sind die Melodien auf gesamte Distanz dann doch zu gefällig, eher nett als mitreißend, die Hooks zu unverbindlich und zu keinem Zeitpunkt wirklich überwältigend; die Performance zündet selbst in den Momenten angezogener Spannung und aufgedrehter Verstärker relativ drucklos: Rock’n’Roll darf auch gerne mal schmutzig ins Schwitzen geraten.
Besser sind DMA’s aber ohnedies, wenn sie ihre Feel Good-Ohrwürmer mit Unbekümmertheit passieren lassen und ihre nebensächlichen Singalongs sorglos in der Sonne dösen lassen. Dass ‚Hills End‚ nach seiner kurzweiligen, enorm schmissigen ersten Hälfte hinten raus in einer angenehm laufenden Harmlosigkeit plätschert, als hätte die sympathisch ungrößenwahnsinnige Band einen Nichtangriffspakt mit ihren Idolen abgeschlossen, macht das positive Gesamtbild der 47 erfrischend unmodern unterhaltenden Minuten dann auch keineswegs zunichte: DMA’s spielen so unoriginellen wie verdammt charmanten Britpop, der die letzten Meter zu Gänsehaut, Euphorie und Unsterblichkeit (noch?) nicht gehen kann, den man derart unangestrengt aber erst einmal aus dem Handgelenk schütteln muss. Da kann Noel sagen, was er will.
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