Dinner Party – Dinner Party: Desser

von am 25. Oktober 2020 in Album, Sonstiges

Dinner Party – Dinner Party: Desser

Das passt zum bisherigen Eindruck, den diese zum blenden neigende Dinner Party vermittelt hat: Dieses offiziell als Remix-Projekt firmierende Companion Piece ist kein Dessert, sondern eher der potentiell aufgehende Versuch, korrigierende Ergebniskosmetik zu betreiben.

Grundsätzlich macht es absolut Sinn, dass sich das Supergroup-Gespann aus Kamasi Washington, Robert Glasper, Terrace Martin und 9th Wonder noch einmal mit dem selbstbetitelten Einstand als Dinner Party auseinandersetzt. Immerhin fühlten sich die 23 Minuten der Platte, egal ob man sie nun als Album oder EP betrachtete, keineswegs wie ein vollwertiges, zu Ende gedachtes Debüt an, sondern eher wie ein unausgegorenes Flickwerk, ein nackter, unfertiger Rohbau, der seine grundlegenden Ideen ziellosen ausdehnte und so nicht nur aufgrund des brach liegendes Potentials der beteiligten Namen enttäuschte.
Dort versucht Dinner Party: Dessert nun auszusetzen. Doch macht sich das illustre Gespann die Sache einfach, indem das vorhandene Material nur bedingt weiterentwickelt wird, man sich meist damit begnügt, Instrumentalpassagen – also jene leeren Flächen hinter Stammgast Phoelix (der ja vor einigen Monaten bei seinen Auftritten auf der halben Platte quasi alleinstehende Refrains in den Nummern blanko vorgab) – von prominenten Kumpanen nachträglich auffüllen zu lassen.

Im am wenigsten überzeugenden Fall kann dies nun zu einem Ergebnis wie der neuen Version von The Mighty Tree führen, in der Rapsody rücksichtslos über den das als Stafette im Hintergrund leise gedrehte Original rappt, keine Symbiose erzeugen kann und das Auftauchen von Herbie Hancock als zusätzliches Feature ohne Relevanz verschenkt wird.
In der direkten Gegenüberstellung erweist sich der MO also als Hit or Miss-Hebelwirkung, der den Nährwert jedoch in Summe steigert, ohne zu restlos befriedigenden Ergebnissen zu führen und auch ein gewisses Baukasten-Feeling transportiert.
Sleepless Nights war rund um seine geschmeidige Hook etwa schon bisher der beste Track der Band, nun werden die konventionellen Strukturen noch weiter hervorgestrichen, das Endprodukt formelhafter konzipiert agiert, wenn Buddy und Reuben Vincent gerade Kamasi Washington zwar etwas aus dem Fokus rücken, den virtuosen Instrumentalisten aber dennoch Raum lassen, deren Spiel sogar im Ansatz auch akzentuierter kontrastieren. Dessert pflegt also eine symptomatische Ambivalenz.

Love You Bad war bisher ein brach liegende Skizze mit enervierenden Chorus, nun bremst sich die Nummer nach der ersten Hook entschleunigt aus und taucht mit Malaya zeitgenössisch in den R&B ab, sehr fein! From My Heart and Soul bleibt in sedativen Trance, die traumwandelnde Wirkung wird durch die nebulöse Anwesenheit von Tank and the Bangas aber noch verstärkt. First Responders war ursprünglich so gut, weil hier die Instrumentalisten des Kollektivs des Weg vorgaben und im Mittelpunkt standen, doch diese Gewichtung gerät nun leider aus der Balance: Punch und Bilal stehen mit einer überzeugenden, aber etwas zu dringlichen Darbietung nun im Zentrum, bevor der Track zur Mitte einen Twist vollzieht und in eine latent abseitige Apathie taucht – eine stimmige Entscheidung, wenn auch auf Kosten der Präsenz von Kamasi Wahington und Robert Glasper.
Cordae versorgt dann den potentiellen Roots‘esken Hit Freeze Tag in der ersten Hälfte unspektakulär, bevor der risikofreie Mut zur Veränderung verfliegt und Luv U aus einem Mäandern mit unsäglichen Roboter-Vocals dank des allgegenwärtigen, inoffiziellen Hosts Snoop Dogg und der ideal anschmiegenden Alex Isley eine entspannte Adaption erfährt und versöhnlich entlässt.
Trotz minimal kürzerer Spielzeit sowie einer Zutatenliste, die die Qualitäten des Basis-Quartett auch überlagert, holt die Dinner Party damit mehr aus der vorhandenen Substanz heraus, ist näher dran am fertigen Gericht. Es bleibt allerdings ein Dessert mit fahlem Beigeschmack.

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