Devon Welsh – Click Here Now!

von am 23. August 2020 in Album

Devon Welsh – Click Here Now!

In etwa so knallig und unsubtil, wie es das von Zola Jesus mitentworfene Artwork bereits mit dem Vorschlaghammer andeutet: Devon Welsh experimentiert mit Click Here Now! außerhalb seiner angestammten, an sich ja längst perfektionierten Wohlfühlzone.

It’s a musical interpretation of some poems I have published online in the last few months.“ erklärt die ehemalige Majical Cloudz lapidar, ohne dabei zu erwähnen, wie sehr er sich selbst und seinen Trademark Sound dabei aus den typischen Verhaltensmustern zu provozieren versucht. Das wahlweise auch unentgeltlich via Bandcamp zu erstehende Click Here Now! mag schließlich zwar mit den elementar selben Bausteinen arbeiten, wie es das Material von Down the Mountain, Dream Songs und True Love tat, reibt sich unter der deutlich exzentrischeren Spannung, die Welsh erzeugen will, jenseits des Pop jedoch unangenehm brachial und gezwungen auf, und lässt jedes subversive Feingefühl, die Zurückhaltung und bisweilen auch magische Melancholie vermissen, die ihn bisher stets auszeichnete.

In Trust Me! setzt er etwa auf einen eindimensional hibbelig-knubbelnden Elektrobeat und penetrant geloopte Syntheffekte, dehnt eine Idee für zehn Sekunden auf zweieinhalb Minutenm skandiert dazu überdreht eine manische Bestandsaufnahmen der Welt: „For the price of 0.14 Bitcoin/ And the time it takes you to transfer it to my account/ I will bingewatch an entire season/ On Netflix, Hulu, Amazon Prime, Sling, Philo, or YouTubeTV/ Of Lordesses of Love with you and one guest.„Ein interessanter Ansatz für eine Spoken Word-Performance – aber verdammt anstrengend.
Fast Cash Now! gefällt dagegen an sich als sedativ plätschernde und distanziert im Halbschlaf vorgetragene Hypno-Elegie – doch das permanent eingespielte hysterische Gelächter dazu nervt so unfassbar, bis jedes Wohlwollen verpufft. War es das Ziel von Welsh, hier einen kaum zu ertragenden Irrenhaus-Kontrast zwischen grundlegend einnehmenden Song-Grundbaustein und kaum konsumierbaren Textur zu schaffen, gelingt dies zumindest. Bei dem eilig und hastig getriebener Minimalismus aus dem 80er-Wavepop, der Hear Me Out! ist, verzichtet Welsh jedenfalls ebenfalls auf jede Balance, indem er die beiden zentralen Textzeilen („The FDA doesn’t want you to know/ that you can be a God for cheap!“ und „Nobody thought I’d succeed!„) bis zum Erbrechen repetiert.

Zumindest einige wenige Elemente auf Click Here Now! funktionieren jedoch über den Ansatz hinaus, selbst wenn sich in diesen besseren Phasen der Platte immer noch so erklatante Schönheitsfehler finden.
Gerade Walther PPK with Pickles, Peppers and Ketchup! überzeugt als düster am minimalistischen Noise schürfende Zeitlupe mit angepisst durch das Megaphon gedrückten Texten, als eine im Kern punkige Kundgebung mit dystopischer Avantgarde-Atmosphäre, weil Welsh hier (auch, wenn man nicht auf ein derartiges Konstrukt aus seiner Feder gewartet haben muß) authentisch Gift spuckt.
Und ausgerechnet die beiden instrumentalen Ambient-Stücke, der mäandernde Retrofuturismus von Have a Nice Day! als die Gitarre schweifen lassender Score und das somnambuler im Weltraum treibende Do Not Enter!, bewahren Click Here Now! dann als längste Stücke am deutlichsten davor, ein (selbst mit Fanbrille) niemals wieder aufgegriffener Ausfall zu werden.
Wobei man wohl ohnedies nicht den Fehler machen sollte, die versammelten 26 Minuten dieser Spontan-Veröffentlichungen an den regulären Studioplatten zu messen – die hierauf folgend ja eventuell zumindest die wagemutigen Impulse bekommen haben, um den zuletzt doch etwas zu stark bedienten Autopiloten abzuschalten.

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