dEUS – Selected Songs 1994-2014
Theoretisch gibt es einige Kleinigkeiten, die am Lack von ‚Selected Songs 1994-2014‚ kratzen sollten. Praktisch aber fallen sie alle diese kaum ins Gewicht, trumpft die zweite Werkschau der Belgier um Tom Barman doch mit einem äußerst stilsicherem Händchen hinsichtlich der ihrer Songauswahl auf.
Überhaupt ist ‚dEUS – Selected Songs 1994-2014‚ eine Compilation mit einer bisweilen paradoxen Ausstrahlung. Und dabei in erster Linie kein Best of und explizit keine Greatest Hits-Sammlung: dEUS nehmen sich die Freiheit, 13 Jahre nach ‚No More Loud Music‚ (das die beste, weil wahrhaftig göttliche Frühphase anhand von elf Singles zusammenfasste) einen 30 Songs umfassenden Rückblick auf ihr bisheriges Schaffen zu kredenzen, der auf eine akkurate chronologische Reihenfolge genausowenig Wert legt, wie darauf auch wirklich jede ihrer (soweit sich das durch die Fanbrille hindurch zumindest weitestgehend objektiv erruieren lässt) stärksten Nummern – oder zumindest: die Konsensstücke – aufzufahren. Es fehlen also Nummern wie ‚Put the Freaks Up Front‚, ‚Everybody’s Weird‚, ‚Sister Dew‚ (überhaupt ist ‚The Ideal Crash‚ mit gerade einmal drei Vertretern stark unterrepräsentiert, erst recht in Hinblick auf die Präsenz von ‚Pocket Revolution‚!), ‚Keep You Close‚, ‚Popular Culture‚ und zahlreiche individuelle Fanfavoriten – und dennoch fällt dies im knapp zweieinhalb Stunden dauernden Gesamtkontext der Sammlung nicht unbedingt negativ auf.
Über zwei Discs (die erste davon gibt die eher aufgeweckt-sprunghafte, rüdere, rockigere – die zweite die betulichere, ruhigere) erstreckt sich da ein Gesamtbild, das gleich auf den ersten Blick Schmankerl wie ‚Secret Hell‚ bereithält, an sich dazu auch gar nicht so willkürlich zusammengewürfelt funktioniert, wie man das ungehört annehmen möchte. Wenn da das epische Indiekunststück ‚Instant Street‚ zum elektronischen Tanzflächenfüller ‚The Architect‚ übergeht und daraufhin der perfekte Pop von ‚Little Arithmetics‚ folgt ist das zwar ein abenteuerliches Kurswechseln, aber dennoch ergänzen sich die Bauteile von ‚Selected Songs 1994-2014‚ über eine Hälfte zum wilden Stilfeuerwerk, über die andere zu einem absolut homogenen Fluss.
Das führt zudem auch wieder einmal vor Ohren, dass die Alben nach dem Comeback von 2005 (‚Pocket Revolution‚, ‚Vantage Point‚, ‚Keep You Close‚ und ‚Following Sea‚) zwar nicht mit den überragenden ‚Worst Case Scenario‚, ‚In a Bar, Under the Sea‚ (ist mit sieben Songs verdientermaßen am öftesten auf der Compilation vertreten) und ‚The Ideal Crash‚ mithalten können, aber eben immer wieder für überragenden Einzelkompositionen gut waren, die in dem neuen Umfeld von alten Klassikern umgeben Zudem keineswegs untergehen.
Langzeitfans werden an dieser Songsammlung freilich wenig Mehrwert finden: gerade auch weil dEUS den angenehmen Weg gegangen sind, ‚Selected Songs 1994-2014‚ nicht wie bei derartigen, vorweihnachtlichen Veröffentlichungen ärgerlicherweise üblich mit dem einen oder anderen „neuen“ Song aufzupeppen, sondern abseits der Liveversion vom ‚Sun Ra‚ ausnahmslos bekanntes Material vorlegen (weswegen es auch eigentlich heißen müsste: „Selected Songs 1993 – 2012„). Sprich: der Fan, der bereits alle Platten im Regal hat wird nicht zum Kauf der Compilation genötigt, während Neueinsteiger kaum einen besseren Anlegepunkt an die Discographie der Belgier finden werden. Womit die zweite Werkschau der Band trotz einiger Kleinigkeiten im Grunde nahezu alles richtig macht. Trotzdem: wann kommt endlich eine adäquate B-Seiten Sammlung von dEUS?
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