Denzel Curry – Zuu

von am 10. Juni 2019 in Album

Denzel Curry – Zuu

Für den Augenblick hat es so ausgesehen, als würde Denzel Curry über TA13OO und das starke Rage Against the Machine-Cover Bulls on Parade den neuen Standard definieren, auf den sich alle einigen können. Nun schiebt er mit dem bewusst kaum gravierenden Intermezzo Zuu jedoch erst einmal eine lockere Verschnaufpause ein.

Eine vermeintlich unangestrengt aus dem Handgelenk geschüttelte Herangehensweise, die zuletzt schon bei Vince Staples oder sogar Kendrick Lamar ziemlich nonchalant funktionierte, soll nun auch in beim langsam aber sicher durch die Decke gehenden 24 Jährigen für eine relativierende Standpunktverortung und gewissermaßen wohl auch Hype-Bremse dienen. Dass das offiziell vierte Studioalbum des Kaliforniers gar nicht erst in die großen, konzeptionell in die Tiefe gehenden Fußstapfen von Nostalgic 64, Imperial und eben TA13OO treten, soll hat Curry ja bereits vorab kundgetan – es geht hier über eine betont kompakte Spielzeit eher darum, sich seiner Wurzeln zu besinnen, seiner Herkunft und treuen Wegbegleitern Tribut zu zollen.
Kurzum: Zuu ist durch und durch eine Liebeserklärung an Currys Heimat Carol City geworden. Alle Features (zumindest am Mikro) sind praktisch aus der Nachbarschaft von Miami zusammengetrommelt, das Lebensgefühl der Stadt wird wohl authentisch transportiert. Manch einer spricht gar von Floridas Antwort auf The Chronic.

Ein viel zu hoch gegriffener Vergleich, doch Zuu ist vor diesem Hintergrund nicht mehr und nicht weniger als ein erst enttäuschen könnendes, letztlich aber starkes Trap-Album mit latentem Southern Hip Hop-Flair geworden, das niemals überbewertet werden will, deswegen aber nicht unterperformt. Trotz des einen oder anderen wirklich sinnlosen Skits (Yoo als Paradebeispiel) geraten die gerade einmal 29 Minuten unheimlich kurzweilig, weil extrem catchy, superschmissig und verdammt unterhaltsam, mit zwingendem Flow und ausnahmsweise auch ein bisschen stereotyper sich selbst den prahlenden Bauch pinselnden Muskelspiel.
Ein ungewohnter Modus für den sonst im Dunkeln seine Psyche zerdenkenden Curry – aber ein bisschen unverbindlicher Spaß tut dem Mann merklich gut. Und nebenbei abgeworfene Banger wie Ricky, Birdz oder Speedboat gehen ja gerade über die tolle Eingangsphase mit frischen Beats auch klar.

Highlights ist aber eigentlich, wie geschmeidig Curry und seine Helfer zahlreiche Zitate und Verneigungen in ihren modernen Westcoast-Zeitgeist einfließen lassen und den ganzen Ohrwürmern hier damit eine weniger vergängliche, fast schon zeitlose Note verleihen und einen idealen Begleiter für den kommenden Sommer damit über das Zwischendurch-Projekt heben. Zuu gibt also das Momentum von Currys brütender, agressiveren Gangart nicht auf, sondern nur pustet es nur knackig und erstaunlich hell strahlend durch.
Schade nur, dass gefühlt jede griffige Passage und Hook der potentiellen Hit-Stafette über Gebühr wiederholt werden muss, damit auch wirklich jeder jetzt schon mitbekommen, dass ohne Curry ziemlich sicher bald nichts mehr gehen wird.

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