Death Cab for Cutie – Transatlanticism (10th Anniversary Edition)
2013 ist das Jahr der großen Jubiläen für Ben Gibbard: neben der The Postal Service Wohltat ‚Give Up‚ feiert auch das vierte Studioalbum von Death Cab for Cutie seinen zehnten Geburtstag. Die Anniversary Edition von ‚Transatlaticism‚ ist dann aber eigentlich für jeden ein guter Grund zum Feiern.
Als ‚Transatlanticism‚ am 7. October 2003 in die Läden kam waren Death Cab for Cutie einerseits Dank der steigenden Popularität von The OC und Fanboycharakter Seth Cohen, vor allem aber wegen der drei durch die Bank tollen Vorgängerplatten ‚Something About Airplanes‚, ‚We Have the Facts and We’re Voting Yes‚ und ‚The Photo Album‚ höchstens in hiesigen Breitengraden noch ein verhältnismäßig gut gehütetes Geheimnis des emotionalen Indierock. Grand Hotel Cleef leisteten dahingegen dann jedoch letztendlich Abhilfe, als das deutsche Label Chris Walla, Ben Gibbard und Co. als erste englischsprachige Band signte. Zehn Jahre später weiß man: mit ‚Transatlaticism‚ kam nicht nur Schlagzeuger Jason McGerr an Bord des bis heute stabil gebliebenen Gefüges, sondern auch der endgültige Durchbruch und finanzielle Erfolg.
Mit Recht, ist ‚Transatlanticism‚ ein Jahrzehnt und drei tolle Platten später doch immer noch uneingeschränkter Bandhöhepunkt und schlichtweg ein Meisterwerk seiner Klasse, das bis heute absolut nichts von seiner Strahlkraft eingebüßt hat und mit einem knappen Dutzend an Songs aufwartet, die allesamt in ihrer eigenen Liga spielen – über die man eigentlich kein Wort mehr verlieren müssen sollte. Trotzdem sei angemerkt: von all den eingängigen Hits in der Dreiviertelstunde ist die fast schon zu offensive, ein wenig aus dem Rahmen fallende (und ursprünglich auch gar nicht für das Album vorgesehene) Uptemponummer ‚The Sound of Settling‚ der sicherlich größte, von all den berührenden Momenten ist der Titeltrack, dieser 8 minütige, herzzerreißend ergreifende Trennungsschmerz-Monolith sicherlich die Erhabenste und grundsätzlich einer der bittersüssesten, elegantesten Gänsehautelegien die je geschrieben wurden. Und der Rest drumherum schlichtweg großes Kino.
Oder kurzum: wer ‚Transatlaticism‚ bisher noch nicht im Regal stehen hat, sich jedoch auch nur ansatzweise für gefühlsbetonten, anschmiegsam rockenden Indie begeistern kann wird wohl keine schickere Gelegenheit finden dieses Versäumnis aufzuholen, als die hier im Gatefold neu aufgelegte, remasterte Doppel-Vinylversion der Platte.
Nettes Schmankerl: wo bei derartigen Rereleases die obligatorisch angedachte Aufwertung durch etwaige Liveversionen oder ähnlichem Material gerne leidlich spektakulär ausfällt – und natürlich darf man an dieser Stelle auch anmerken, dass eine Zusammenfassung der vorhandenen B-Seiten der drei Singles zusätzlich doch auch sehr fein gewesen wäre! – erledigt diese Anniversary Edition die Aufgabe Zusatzangebot insofern als Kür, als dass die 1:1 der Trackliste des Originalalbums folgenden elf Demosongs durch die Bank eine spannende und phasenweise sogar noch intimere Neuwahrnehmung von ‚Transatlaticism‚ gewähren.
‚The New Year‚ oder das im Synthiegewand antanzende ‚Transatlanticism‚ lassen mit Drummaschine etwa einen erkenntnisreichen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Kompositionen vor dem Einstieg von McGerr zu, ‚Lightness‚ wird zur schnaufenden Beatbox-Elektronikskizze seiner veröffentlichten Version, ‚Title And Registration‚ zur auf der Veranda schlendernden Countrynummer samt gackerndem Banjo und ‚Expo ’86‚ gönnt sich anstelle der letztendlich kraftvoll rockenden Gitarren hier noch unmskulöse Lo-Fi Schichten. Auf der anderen Seite zeigen etwa ‚The Passenger Seat‚ oder ‚Tiny Vessels‚, dass zwischen Momentaufnahme und Zieleinfahrt hier oft nur Chris Wallas Produzentenhand lag, während aus dem dürsterem Rocker ‚We Looked Like Giants‚ wohl sogar auch beinahe ein The Postal Service Song werden hätte können. ‚The Sound Of Settling‚ darf man dann dagegen in der Gibbard-Solo-Demoversion sogar wahlweise stimmiger finden als den letztendlich daraus gewordenen Tanzflächenfüller.
Wegen all dieser im ungekannten Licht ausgestrahlten Feinheiten sollten den elf (nur digital auch separat vom eigentlichen Album veröffentlichten) ‚Transatlaticism Demos‚ jedenfalls nicht nur Hardcorefans Gehör schenken. Womit die Anniversary Edition neben etwaigen Soloprojekten in Summe dann auch einerseits als die ideale Überbrückung zum offenbar bald erscheinenden Nachfolger des zwei Jahre alten ‚Codes and Keys‚ dient, andererseits aber vor allem eine durchwegs runde Erinnerung zum Jubiläum geworden ist, welchen zeitlosen Lebensbegleiter Death Cab for Cutie der Welt hiermit geschenkt haben.
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