Death Cab For Cutie – Asphalt Meadows

Es hat gefühlt ein wenig gedauert, bis sich Death Cab for Cutie rund um den Umbruch, der die Trennung von Chris Walla war, wiedergefunden haben. Asphalt Meadows zeigt nun, dass dieser Prozess die geduldige Fan-Loyalität wert war.
Oder nein, richtiger ist einerseits, dass gerade das seinerzeit kritisch empfangene Kintsugi rückblickend doch erstaunlich gut gealtert und sogar gewachsener, während Thank You For Today seinen ordentlichen Status beibehalten hat.
Und andererseits ist Asphalt Meadows eine Album, das so zwar auch vom Zusammenkommen erzählt, aber genau genommen aus der Isolation heraus entstanden ist: Als eine typische Pandemie-Platte hat sich die Band Ideen auf digitalen Weg aus der Isolation zugeschickt – und dabei durchaus einige neue Kommunikationswege und Ausdrucksformen gefunden, die etwa im üppigen Einsatz allgegenwärtiger Synthies wurzeln und besonders in Foxglove Through the Clearcut jenseits der Komfortzone erblüht, wenn eine Spoken Word-Erzählung (wie man sie so eben noch nie von Death Cab gehört hat) beruhigend pluckernd zu einem ätherisch-entrückt gesungenen Zeitlupen-Refrain funkelt, derweil Gibbard und Co. einer fast postrockigen Dramaturgie folgen.
Dazu kommt die inhaltliche Ebene, die die Nachwehen der Quarantäne-Zeiten besonders im Instant-Liebling I Don’t Know How I Survive (über den Kontrast aus einem reduzierten Indietronic-Beat sowie funkelnden Keyboarden und Gitarren auf der einen, und wuchtig brutzelnde Starkstrom-Breitseiten auf der anderen Seite artikuliert) oder I Miss Strangers (eine flott nach vorne gehende Eingängigkeit, die genau genommen aber nur richtig bezaubernd gerät, wenn der melancholische Schwung der Bridge in die kontemplative Einkehr führt).
So wirkt Asphalt Meadows schon wenn Roman Candles mit der Synthese einer militärischen Strenge in den Distortion-Drums seiner Melodie dient wie eine mögliche Facettenerweiterung auf dem Spektrum, das Codes and Keys dereinst erschloss, schön variabel und direkter, etwas schroffer und nie restlos überwältigend (wie es die besten Death Cab-Klassiker dereinst halt konnten).
Das eingangs nachdenkliche Titelstück nimmt eine verträumtes Klavier mit, um im Refrain den poppigen Drive auf der The Cure-Wave zum Ohrwurm zu nehmen, derweil das wundervolle Rand McNally in der Nostalgie von Band of Horses und Nada Surf pendelt, der Rhythmus trocken über den knubbeligen Bass und die schnalzende Gutmütigkeit der Drums eine entschleunigte Krautigkeit erträumt, in der später chorale Texturen sorgsam angedeutet werden. Here to Forever setzt explizit auf eine 80er-Stimmung, wobei der unbedingt Single-tauglich twistende Refrain sich fast zu überschwänglich optimistisch aus dem Rahmen fallend anfühlt, da kann er noch sonder vom slappenden Bass grundiert werden. Pepper ist mit seinen pummeligen Drums ein in den Arm nehmender Hit, knubbelig polternd und retrofuturistisch schimmernd, derweil die nette Gefälligkeit Wheat Like Waves (in einem nicht restlos runden, aber qualitativ so kohärent wie lange nicht aufzeigenden Fluß) eine angenehme Harmlosigkeit pflegt, und das tolle, subversive Fragments From the Decade als Synth-Teppich atmosphärisch in den Ambient taucht, um mit jazzige Drums und gedankenverlorener Gitarre betörend elegisches Understatement walten zu lassen.
Der repräsentativere Schlusspunkt ist dennoch nicht von ungefähr der maschinell-repetitive Elektro-Rock I’ll Never Give Up on You, der mit einer relativen Heaviness wie ein Mantra agiert – ebenso als Kampfansage an die Komfortzone (denn spannender und ambitionierter als auf Asphalt Meadows im Ganzen wie im Einzelnen klang die Gruppe tatsächlich lange nicht), wie mehr noch als erfrischende Erneuerung des Treueschwurs, der Death Cab for Cutie auf immer einen Platz am Indie-Herzen garantiert.
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