Dean Blunt – Black Metal 2
Black Metal 2 ist ein Sequel nach knapp sieben Jahren, aber auch ein Spagat für Dean Blunt: In rund 23 Minuten Spielzeit stellen zehn fragmentarische Skizzen die vielleicht direktest abholenden Pop-Momente des musikalischen Enigmas da.
Ob man da nun die speziellen Kategorisierungen Hypnagogic-, Art-, Jangle- oder Dream- vor eben jenen besagen Pop stellen will, der um den stets so dunkel-tiefen, monoton-sonoren Sprechgesang des Briten entsteht, ist letztendlich freilich so nebensächlich wie abstrakt behelfsmäßig: Zwischen durchaus treffenden Assoziationen wie King Krule, Mac DeMarco und Vondelpark hat Roy Nnawuchi alias Dean Blunt durchaus eine Bildsprache kreiert, die sich wie ein eigenwilliger Trip aus den Genrekonventionen windet.
Was lässt sich also mit halbweg sicherer Linie feststellen? Nun, dass Black Metal 2 außerordentlich kurz ausgefallen ist etwa – und dass dies dem Wesen der wie Ideen wirkenden Nummern jenseits ausformulierter Formen und Strukturen durchaus entgegenkommt, auch wenn man wirklich jedes Stück ausführlicher entwickelt gehört hätte.
Alle Tracks von Black Metal 2 mögen sich in ihrer schnell verflogenen Vergänglichkeit kaum fassen lassen, sind jedoch absolut eingängig und verführerisch, kriegen nicht nur mittels der Ästhetik an die Angel, sondern mit starken Hooks und Melodien – die eben allesamt rastlose Momentaufnahmen darstellen. Soft bis zur einem apathischen Surrealismus, psychedelisch und auch melancholisch, hypnotisch und unterhaltsam, minimalistisch und assoziativ und imaginativ, in ihrer kurzen Haltbarkeit auch süchtig machend.
Oder aber: diese zehn Mosaiksteine eine Kaleidoskopes könnten die noch straighter agierenden Ohrwürmern sein, die Black Metal seinerzeit auch über ein paar zu mäandernde Umwege möglich machte, während hier keine Sekunde verschwendet wird.
Vigil agiert da nur scheinbar als orchestrales Intro; weil alles hier ohne konventionellen Spannungsbogen beginnen und enden wird. Mugu setzt etwa auf den Kontrast des groovend reduzierten Schlagzeugbeats, einer unbekümmert gezupften Gitarre und dem grimmigen, dunklen Timbre des bis zur Antriebslosigkeit reichenden Vortrages, während Dash Snow oder Semtex wie smooth-lethargischer Jazz nölen.
Sketamine ist ein entschleunigter, ätherisch dösender Tagtraum, vielleicht sogar R&B aus einer halluzinogenen Perspektive des Zeitlupen-Wellenganges. La Raza schunkelt zum luftigen Popanachronismus Nil by Mouth, der nicht nur eine grandiose Auftaktzeile bietet, sondern auch den besten der vielen bittersüßen Auftritte von Joanne Roberts. Das fast schon muntere ZaZa geht in Schräglage aus dem Leim und wagt den Auslagenwechsel in die diffuse Dynamik, bevor das Instrumental Woosah die mäandernde Gangart von Black Metal 2 mit breitem Instrumentarium – Akustikgitarre, Fanfaren Streicher….mutmaßlich – aufwiegt, aber alles so traurig und vergänglich sinnieren lässt und The Rot den versöhnlichen Abspann zwischen Paul White und Khruangbin anbietet. Ein Sättigungsgefühl ist danach nicht zu spüren, doch ist dies auch elementarer Baustein der Rezeptur.
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