Dax Riggs – 7 Songs For Spiders

7 Songs for Spiders ist nicht so variabel und groß wie die bisherigen Soloalben von Dax Riggs – oder all die sonstigen Klassiker, an denen der 51 jährige bisher sonst so so beteiligt war -, und fühlt sich mit seinen rund 28 Minuten Spielzeit zudem eher wie eine nicht ganz sättigende EP, denn eine vollwertiges Comeback an.
Weil damit aber schon eingangs die einzigen Schönheitsfehler am offiziell vierten Langspieler des Amerikaners abgehandelt sind, schalten wir lieber wieder in den euphorischen Hype-Modus zurück, der seit knapp einem halben Jahr vorherrscht: Nicht nur Acid Bath stehen knapp drei Jahrzehnte nach ihrem (Nicht-)Split vor einer Rückkehr, auch ihr Sänger Riggs hat eineinhalb Dekaden nach Say Goodnight to the World sein (je nach Zählweise) drittes oder viertes Soloalbum fertiggestellt.
Und das alleine macht 2025 schon zu einem großen, durchhaltenswerten Jahrgang.
Gemeinsam mit Lucas Broussard (guitar / synth), Kane Cormier (bass) und Scott Domingue (percussion) hat der „musical exorcist“ Riggs (vocal / guitar / synth) dafür in Louisiana einen lynchesken Fiebertraum aus „roots rock, doom and Southern Gothic, world music, gospel, hillbilly and proto metal sounds with an undercurrent of rebellious joy“ aufgekocht. Er hat folkloristische Drone Blues-Balladen mit Grunge-Ethos zwischen Mark Lanegan und Duke Garwood aus der Unterwelt gezogen, die auf einer Linie in relativer Gleichförmigkeit einem übergeordneten Vibe folgen, sich kompositionell wie Jam-Trancen nebulös als Meditationen im Kreis drehen, und sich erst auf den zweiten Blick hinter der so sehr in sich geschlossenen Atmosphäre, der dichten Stimmung und einem im Fuzz und Reverb morastig werdenden Sound zu differenzieren beginnen, bis Dax‘ grandiose Stimme schamanistischer Teil der Klanglandschaft, und nicht mehr ihr dominierender Faktor während der so süchtig machenden 7 Songs for Spiders ist.
In Sunshine Felt The Darkness Smile texturieren die Tasten fast schon soulig und weise. Pagan Moon verdichtet sich über dem gut abgehangenen, sexy Groove und blendet leider ab, bevor Graveyard Soul die rollende Hypnose griffiger in die Mangel nimmt und aus einer Platte entlässt, die in ihrer kurzen Spielzeit viel Raum einnimmt, aber noch den einen oder anderen zusätzlichen Akzent gebraucht hätte, um den letzten Meter zu genialen Facetten erschließen zu können.
Wie in Deceiver etwa, das so düster, schwer und dunkel bedächtig dahinzieht, im letzten Drittel aber noch eine knackige Hook der Extrklasse auspackt. Der dort gastierende Jerry Businelli ist später auch noch im kompakter polternden, Josh Homme’esken Even the Stars Fall mit seiner Gitarre anwesend, derweil das ambienter angelegte Blues for You Know Who (ungefähr dort, wo Beck Sea Change mit einer Masters of Reality-Produktion in den späten 90ern aus der Zeit über die Milleniumsschwelle fantastieren hätte können) und Ain‘t That Darkness (als sehnsüchtige Melancholie, mit sphärisch im Äther schwebenden Vocals) zusätzliche Nuancen durch Jason Harringtons „electronic wind instrument“ bekommen.
In diese Subtanz kann man sich verlieren, wiewohl die Summe der Teile von 7 Songs for Spiders dann zwar eben nicht die monumentale Größe (und ja, auch Länge!) erreicht, die die Ästhetik und Tiefenwirkung der Platte über ihre Song-Grenzen hinausgehend verdient hätte. Die Begeisterung über das nichtsdestotrotz dennoch vielleicht schon jetzt beste Comebackalbum des Jahres – ein mystischer Marathon im eigenwilligen, keinen leeren Meter vermessenden Sprint-Format – schmälert dies aber höchstens auf kurze Sicht.
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