Daughter – Stereo Mind Game
Auch wenn Ex:Re durchaus Spuren hinterlassen hat, stellen jene sechs Jahre, die seit Music From Before the Storm vergangen sind, keine Bruchstelle dar, die Stereo Mind Game im Anschluss an Not To Disappear überbrücken müsste.
Melancholisch verträumt knüpft die sphärische Romantik und Sehnsucht des dritten Studioalbums der Briten in der niemals ganz fassbaren Schönheit einer vielschichtigen Indie-Klnagwelt schließlich so zurückgenommen und sanft direkt an den regulären Vorgänger von 2016 an, wobei dad Gros der Platte praktisch unmittelbar von dem absoluten Glanzstück Be on Your Way überstrahlt wird – einem triphoppig Geniestreich mit postrockig formoffene Gitarren und federnden Beat, wohl akzentuierten Streicherarrengements und Melodielinien zum Niederknien, heimlich verführerisch und ein exemplarischer Grower sondergleichen.
Besser wird Stereo Mind Game in weiterer Folge zwar nicht – wobei auch gerade das zur Unscheinbarkeit bereite Finale mit dem über der Acoustic-Intimität gezupften Sternenmeer Isolation, dem wunderbar zurückhaltend tröstenden To Rage sowie der über ein Loop gebreitete warmen Decke Wish I Could Cross the Sea als Long-Distance-Schwermut einfach toll ist – doch das grundlegende Niveau der Platte ist einfach generell hoch.
Zwischen den überragenden Beginn und dem starken Finale hat Stereo Mind Game zudem einen tollen Fluss, der der Atmosphäre und Stimmung dienend vom feinen Songwriting lebt (auch wenn in der immanenten Vertrautheit stets das Gefühl bleibt, alles aufgefahrene schon ähnlich und außerdem bereits noch ein klein wenig besser von der Band gehört zu haben) und das Geschehen gefühlvoll nuanciert.
In Party akzentuieren wuchtigere Drums die Elegie hin zum knackigeren Rock-Korsett, ohne die Riemen wirklich eng zu stellen und Dandelion poltert mit gefinkelter Verzögerung zu seinen Gitarren, taucht in einen subversiv verspulten Klangkosmos, bevor Neptune sich als ätherischer Ruhepol in anmutiger Stille in das Gemeinschaftsgefühl gleiten lässt: ein Highlight!
Junkmail zappelt mit Streichern und rhythmisch-somnambuler Trance, das von Igor Haefeli mit-intonierte Doppel aus Swim Back und Future Lover betont erst den Groove mit fuzzendem Bass über einem kristallinen Schleier und nähert sich dann elektronisch infiltrierten Taylor Swift-Folkismen, bevor das Interlude (Missed Calls) mit Score-Elementen und frequenzverschobenen Sprach-Samples die imaginative Wirkung der Platte verdichtet.
Wie filigran und verletzlich, gleichzeitig aber auch voluminös und druckvoll Stereo Mind Game in seiner nach innen gerichteten, sorgsam orchestrierten Dynamik ist, erzeugt dabei ein wohliges, vertrautes Gefühl der Geborgenheit, als wären Daughter niemals weg gewesen.
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