Das Jahr in Platten mit: British Theatre
Nach der grandiosen 2015er Sternstunde The Demon Joke verlagern Mike Vennart und Richard A. Ingram im Verbund unter dem British Theatre-Banner mit Mastery ihre Stärken deutlicher hinein in die Elektronik und tauchen damit seit Jahren geschärfte Trademarks in ein neues Licht. Womit British Theatre sich nicht nur bereits auf ihrem lange herbeigesehnten Debüt einen völlig eigenständigen Sound erarbeitet haben, sondern auch mit einigen Songwriting-Sternstunden auftrumpfen: Über allem thront Capra – nicht weniger als eine der schönsten Nummern, die Ingram und Vennart projektübergreifend jemals geschaffen haben. Allein schon wegen dieser 5 Minuten purer Erhabenheit sollte man sich beeilen, und sich die wenigen noch vorhandenen Vinyl-Exemplare von Mastery nicht entgehen lassen. Weil noch besser: Man wird drumherum mit einem der faszinierendsten, detailliertesten und emotional komplexesten Alben des Jahres belohnt.
Vennart
(In keiner bestimmten Reihenfolge, bis auf Sea Nymphs an erster Stelle!)
Sea Nymphs – On The Dry Land
Ich bin nie der wortgewandteste Typ in der Nähe, aber dieses Album beweist, wie es verdammt nochmal unmöglich ist, meine Lieblingsmusik genauer zu beschreiben, und tatsächlich stellt sich jeder Versuch als belehrend und übermäßig simpel heraus. Diese Platte ist der lange verschollene Zweitling der The Sea Nymphs, bestehend aus Tim Smith von den Cardiacs, Sarah Smith und William D Drake. Sie beginnt mit „After“, einem Song der in den frühen 90ern geschrieben wurde, und der dieses Jahr endlich Vocals verpasst bekommen hat. Das Album klingt wie eine Übertragung von einem entfernten Planeten, die nach 20 Jahren bei uns angekommen ist. Tim Smith – das einzige Genie, dem ich wahrscheinlich je begegnen werde – hat viele stilistische Pfeile im Köcher, und hat uns über die Jahre viel Material beschert. Das ist so gut wie alles andere, das er in diese Welt gebracht hat, und das will was heißen.
Links: Cardiacs Store
Okkultokraki – Raspberry Dawn
Das habe ich gehört, als ich in einem Plattenladen in Oslo gestöbert habe. Ich bin lange genug geblieben, um das ganze Album zu hören, und es sofort gekauft. Es ist hässlich, böse und macht eine Menge Spaß. Ich mag, dass die Vocals klingen, als wären sie auf Kassette aufgenommen. Tatsächlich klingt die ganze Scheibe, als wäre sie auf Dads Kassettenrekorder aufgenommen worden. Ich liebe es. Wie eine Art dissonanter Death-Punk mit Ambient-Goth-Ausbrüchen.
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C Duncan – The Midnight Sun
Das ist eine beruhigende Scheibe. Krasse 70er-Grooves mit vollen Synths und sanften Harmonien. Stellenweise sehr mathy, was mir an sich gefällt. Ich bin speziell ein Fan dieser drogigen, daunenbedeckten Snare. Ich weiß absolut nichts über diesen Künstler, aber ich halte das hier für ziemliches Easy Listening.
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Autolux – Pussy’s Dead
It’s difficult to decide who’s the most distinctive member of this band, but i’m gonna plump for drummer Carla Azar. Her playing is so sleazy, so loose but she grooves like fuck. These guys have carved out their niche, and this third record doesn’t really deviate. That’s fine with me. On first listen it’s difficult to imagine why it takes them so long to make a record, but then the millions of tiny – and unorthodox – details reveal themselves. And i think the guitar player only has one finger on his fretting hand. I also love how each member sings with pretty much the same sweetly emotionless monotone.
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Savages – Adore Life
Dieses Album hat mich überrascht, da ich mich nicht wirklich um die vorige Platte gekümmert habe. Aber das hier ist eine starke und mutige Platte. Erinnert mich an die frühen Cure-Alben oder Siouxie and the Banshees. Am Meisten gefällt mir die drahtige, Reverb-lastige Gitarre. Der Titeltrack nimmt dich absolut in die Mangel
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The Necks – Chemist
Ich habe das aus der Anlage von Steve Davis und Kavus Torabi gehört. Ich bin ein ziemlicher Fan von Krautrock, speziell Can, und das hat diesen rotierenden, free-form-Vibe. Es klingt wie eine Band, die meditierend in einem Raum spielt. Sehr organisch und natürlich.
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Ehrenhalber möchte ich auch noch Lola Colt und natürlich Bowie und Radiohead erwähnen, deren Alben ich dieses Jahr auch ständig gehört habe.
Ingram
Autechre – Elseq 1-5
Autechre graben sich weiter in die Welt der digitalen Sound-Manipulation mit dem fünfteiligen Elseq. (Vermutlich) Komponiert aus stundenlangen digitalen Jams mit einer eigens angefertigten Software, entstand hier ein intensives, oft einlullendes Hörerlebnis. Mit knapp vier Stunden (Autechre waren nie die besten Editoren ihrer eigenen Arbeit), ist die Laufzeit wohl einer der negativen Aspekte. Aber es sind Autechre, die können verdammt noch mal machen was sie wollen.
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Lakker – Struggle + Emerge
Lakker sind ein Techno-Duo aus Irland, aber dieses Album (oder eigentlich lange EP) ist so weit entfernt vom Tanzboden wie nur möglich. Sie wurden von The Netherlands Institute for Sound and Vision gefragt, für die RE:VIVE-Initiative eine Arbeit zum Thema „die niederländische Beziehung zum Wasser“ zu schaffen, und haben field recordings und historische Archivaufnahmen genutzt, um einen spannenden Industrialsoundtrack zu schaffen.
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Various Artists – Dark Souls 3 [Soundtrack]
Videospielsoundtracks haben einen weiten Weg hinter sich, jetzt, wo keine größere Veröffentlichung ohne hollywoodartigen Soundtrack auskommt. Die meiste Musik stammt von den „Boss“-Kämpfen aus dem Spiel, vom unheimlichen, eleganten Dancer of the Boreal Valley, über die unausweichlichen, du-WIRST-wieder-sterben Twin Princes. So wütend mich das Spiel auch manchmal macht, zumindest haben die vielen Tode die man stirbt einen angemessenen Soundtrack.
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Demdike Stare – Wonderland
Demdike Stare sind nach einer Hexe der Pendle-Prozesse von 1612 benannt, haben also immer schon einen Hang zum Okkulten in ihrer Musik und den Artworks. Dieses Album ist etwas melodischer al vorhergehende, und die elektrischen Manipulationen und das Sounddesign ist so unheimlich wie immer.
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