Das Jahr in Platten mit: Phantom Winter
Dass Phantom Winter als gefühlte Nachfolgeband von Omega Massif sich nicht nur damit begnügen würden deren augenscheinlich übermächtige Fußspuren auszufüllen – für diese Erkenntnis braucht es gerade einmal die 5 Songs von ‚CVLT‚. Nicht nur die Hinzunahme von Vocals zeichnen da ein eindrucksvolles Bild einer kompromisslosen und hungrigen Band, die in düsterer Atmosphäre längst ihre eigene Handschrift entwickelt hat, sondern die generelle Ausweitung der Kampfzone. Dass Phantom Winter mit diesem Gewaltakt von einem Einstand im Rücken trotz aktuell intensiver Studioarbeit die Zeit gefunden haben, um dem Heavy Pop Adventskalender einen Besuch abzustatten ist insofern eine absolute Freude – den Nachfolger zu ‚CVLT‚ serviert zu bekommen, kann man freilich noch weniger erwarten.
Rafael Anton Irisarri – [amazon_link id=“B0156ODE2U“ target=“_blank“ ]A Fragile Geography[/amazon_link]
Björn:
Während seines Umzugs von Seattle nach New York im Mai 2014 wurde Rafael Anton Irisarris bis unters Dach gepackter Umzugswagen gestohlen. Dieser enthielt neben persönlichem Hab und Gut sowohl Studioausrüstung im Wert von 50.000 US-Dollar, als auch sämtliche Musik- und Tondokumente, die Irisarri bis zu diesem Zeitpunkt aufgenommen hatte. Umso überraschender daher die Veröffentlichung der EP Will Her Heart Burn Anymore im Januar 2015, Irisarris erstes musikalisches Lebenszeichen aus den neu eingerichteten Black Knoll Studios (NY).
Dass diese EP ein Vorgeschmack auf das neue Album A Fragile Geography war, wurde spätestens im August 2015 klar, als mit Empire Systems der erste Song des kommenden Albums im Internet auftauchte. Gemastert von Lawrence English, veröffentlicht auf Room 40. Mehr Grund zur Vorfreude gab’s für mich in 2015 nicht, und A Fragile Geography hat mich begeistert, tut das immer wieder. Dunkle, melodische Drones werden behutsam und mit viel Liebe zum Detail zu ohrenbetäubenden Klanggewittern, bei denen ich immer lauter und lauter machen würde, wenn ich nicht schon am Anschlag wäre. Irgendwer hat dieser Art von Musik mal die bescheuerte Bezeichnung „Power Ambient“ gegeben. Wie auch immer man das nennt, dieses Album lässt mich nicht los und beindruckt mich vom ersten bis zum letzten Ton. Wer Namedropping braucht, um A Fragile Geography musikalisch einordnen zu können, bzw. RIYL: Lawrence English, Tim Hecker, Roly Porter.
Chvrches – [amazon_link id=“B011PZT1NU“ target=“_blank“ ]Every Open Eye[/amazon_link]
Martin:
Es gibt Dinge, bei denen habe ich kaum Angst, dass sie an meinem Geschmack vorbeigehen. Ein Beispiel dafür ist „Spezi“, wenn ich körperlich hart gearbeitet und Durst habe. Und wenn ich Lust auf soundästhetische 80er-Nostalgie, auf wirklich guten Elektropop habe, weiß ich, dass Chvrches aus Glasgow dieses Bedürfnis bei mir optimal befriedigen.
Im Herbst brachten die von Musikmedien viel gelobten Schotten ihren zweiten Longplayer Every Open Eye heraus. Und gleich beim ersten Hören stellte ich beglückt fest: Im Vergleich zum Vorgänger The Bones Of What You Believe hat die Formation an ihrem Konzept nicht viel verändert. Synthie-Sounds, eine gewisse klangliche Kühle und cheesy Song-Arrangements, die mich innerlich auf Reise in die großen Zeiten von A-ha und Depeche Mode schicken – das alles macht mich sehr zufrieden. Einen Kritikpunkt habe ich allerdings, den Chvrches aus meiner Sicht auf künftigen Platten berücksichtigen sollten: Das Mikrofon sollte niemand außer Sängerin Lauren Mayberry in die Hand bekommen.
Joanna Newsom – [amazon_link id=“B013SCCK5O“ target=“_blank“ ]Divers[/amazon_link]
Andreas:
Ein Album des Jahres auswählen ist nicht leicht, da es immer unterschiedliche Kriterien gibt, nach denen man auswählt. Wenn ich nach meinem meistgehörten Album suche, müsste ich wohl The Four Owls mit [amazon_link id=“B00S20RFOE“ target=“_blank“ ]Natural Order[/amazon_link] nominieren. Den schönsten „sie haben’s mal wieder geschafft“-Moment bescherte mir vielleicht Napalm Death mit [amazon_link id=“B00Q67QR0I“ target=“_blank“ ]Apex Predator – Easy Meat.[/amazon_link] Ich könnte eventuell auch Horror Vacui mit [amazon_link id=“B00P2TIL4Q“ target=“_blank“ ]Return of the Empire[/amazon_link] nennen, da die Platte richtig stark geworden ist. Letztendlich habe ich mich aber doch für Joanna Newsoms Album Divers entschieden.
Und jetzt soll ich begründen, warum. Das gelingt mir vielleicht am besten Song des Albums, Sapokanikan. Es war der erste Song, den ich von diesem Album gehört habe, vielmehr habe ich mir das Video angesehen. Und ich musste es mir sofort noch einmal ansehen. Und noch einmal. Ich habe es bestimmt sieben Mal angesehen und angehört. Dann habe ich das Ganze auf mich wirken lassen. Ich wollte schnellstmöglich mehr über den Titel und die Bedeutung des Textes erfahren, da stieß ich auf diese Seite. Ich empfehle jedem, sich das mal durchzulesen. Für mich passt hier so ziemlich alles. Text, Bedeutung, Melodie, der unerwartete, großartig gelungene und mitreißende Klimax am Ende, die fantastische, oft mit Kate Bush und Björk verglichene Stimme, das ungewöhnliche Arrangement (Newsom spielt Harfe). Und so zieht sich das Genie dieser Frau durch das gesamte Album. Jetzt kann man die Behauptung aufstellen, ihr früheres Album [amazon_link id=“B000I2K9M4″ target=“_blank“ ]Ys [/amazon_link]sei noch ein ganzes Stück gelungener. Dennoch ist Divers für mich das Album des Jahres.
Wiegedood – [amazon_link id=“B00UOFX63E“ target=“_blank“ ]De Doden Hebben Het Goed[/amazon_link]
Christian:
Reden wir nicht lange rum, Wiegedoods De doden hebben het goed war die beste Platte des Jahres. Der hypnotisch monotone Sog der 4 Songs hat mich weder beim konzentrierten Hören noch bei Hintergrundbeschallung losgelassen und lief so oft wie kein anderes Album auf meinem digitalen Plattenteller (außer vll. Cvlt). Live das ganze Eins zu Eins umgesetzt, alles richtig gemacht.
Sun Worship – [amazon_link id=“B014JC1HJW“ target=“_blank“ ]Elder Giants[/amazon_link]
Christof:
Zwar schon 2014 veröffentlicht, von mir aber erst 2015 entdeckt. Eine wahnsinnige Eruption, scheinbar unstrukturierte Raserei, Blast Beats ohne Ende, unterlegt mit unglaublich schönen Melodien. Im richtigen Moment wird das Tempo verschleppt, nur um noch brutaler zuzuschlagen. Maximale Empfehlung im extremen Metal-Bereich. Für mich eigentlich unvorstellbar, dass die Qualität dieses Albums von der Band nochmal erreicht werden kann.
Phatom Winter online: Facebook | Golden Antenna Records
Vielen Dank an die Jungs von Phantom Winter!
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