Darkher – The Buried Storm
Nach sechs Jahren hat Jayn Maiven mit The Buried Storm ihrem Debütalbum Realms einen Nachfolger geboren. Der zeigt Darkher – seinem Titel entsprechend – von einer vermeintlich weniger heavy wirkenden Seite.
Der Einfluss des Doom und Post Metal schimmert die Ästhetik der Platte immer noch markant prägend hervor, doch will man The Buried Storm kategorisieren, tut sich vor allem die Schublade des Dark Folk mit Ethereal Wave-Patina hervor: Dunkle, düstere Endzeitballaden sind das hier schließlich, wie Chelsea Wolfe sie mit gothischem Schwermut eigentlich patentiert hat; strukturoffenene Formen bedrückender Mystik, in denen primär Stimme und Atmosphäre anwesend sind, wenn es darum geht, eine schwermütige Sehnsucht und bittersüße Elegie an der Grenze zur depressiven Melancholie zu artikulieren.
Dass sich die 8 Stücke der Platte dabei in einer gewissen Gleichförmigkeit suhlen ist richtig, dass sie sich dabei jedoch nicht auseinanderdividieren jedoch falsch: das Songwriting mag der homogenen Kohärenz dienen, schält allerdings durchaus Nuancen hervor – und folgt im fein ausgelegten Fluß der Musik auch einem erfüllenden Spannungsbogen.
Sirens Nocturne erwacht bedächtig auf einem dunklen orchestralen Teppich, der sich wie unheilvoller Nebel über ein emotionales Schlachtfeld zieht, langsam gefährlich zu schimmern beginnt, die gespenstischen Vocals wie eine körperlose Aura trägt, und sein Panorama am Ende für ein traurige Perspektive öffnet. In Lowly Weep malen die Streicher dort vorsichtig in der Dunkelheit. Der klopfende Rhythmus ist erst kaum merkbar, wird wie alles aber beschwörender, sobald die Gitarren sanft zu dröhnen beginnen, und sich der okkulte Marsch nachdrücklich in Bewegung setzt. Irgendwann löst Darkher den Knoten gar im behütenden Zeitlupen-Metal, walzt in hypnotischer Trance, die Gedanken in den Texturen imaginativ schweifen lassend.
Ein Unbound wäre dagegen ohne die Inspiration von Marissa Nadler kaum denkbar, wie sich die Acoustic-Gitarre um den Hall des Gesangs und die choralen Arrangements schmiegt, bevor Where the Devils Waits die selben Impressionen als reduzierte Ballade noch klarer im Kerzenlicht einfängt.
In Love’s Sudden Death geben Drums mit militärisch verträumter Lethargie dem körperlos schwebenden Rest – den Gitarren und dem entrückten Gesang, den schweifenden Streichern – Halt, demgegenüber The Seas mit pittoreske Aura bewusst eine reine Klangfläche bleibt, auf der die Britin ihre Stimme und die still flimmernden Violinen formlos zerfließend aufträgt. Über allem thront jedoch das so geduldig positioniert werdende Immortals, das seine schwadronierende Grandezza episch, flehend, majestätisch zur großen Geste führt – irgendwo zwischen King Woman und Emma Ruth Rundle.
Dass der Epilog Fear Not, My King danach mehr sphärischer Nachhall als konkreter Song ist, ist angesichts des vermessenen Raums eine ideale Entscheidung – trägt aber auch zum Gefühl bei, nicht restlos von The Buried Storm gesättigt zu werden, was originäre und vor allem klar erinnerungswürdige Szenen angeht. (Also eher in dem Sinne, dass die aufgefahrenen 42 Minuten eigentlich zu kurz scheinen). Was aber zu einer Platte mit einem solch ausgefransten Verhältnis zum Momentum durchaus passt.
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