Danko Jones – Garage Rock! A Collection of Lost Songs from 1996 – 1998
Dieser verdammt rohe Blick auf die Garage-Wurzeln von Danko Jones ist ein Fest für Fans, ist es doch eine weithin anerkannte Tatsache, dass die Frühphase der kanadischen Vollblut-Rocker (trotz einer mittlerweile wieder nach oben zeigenden Formkurve) absolut unerreicht ist.
Das liegt an ‚We Sweat Blood‚ und dem noch grandioseren ‚Born a Lion‚, aber auch an der schlicht brillanten Compilation ‚I’m Alive and on Fire‚. Insgeheim ist es da also durchaus legitim dass die Vorfreude auf die hier versammelten 17 Songs aus den Archiven größer ist als sie es bei der Ankündigung (trotz der auf ‚Below the Belt‚ und ‚Rock and Roll Is Black and Blue‚ wieder nach oben zeigenden Fomkurve) eines neuen regulären Studioalbums wäre.
„We didn’t know how to write songs and could barely play but we wanted to be near to the music we loved so badly. We ate, slept and drank this music.“ sagen Danko Jones über Songs die hier getreu dem Titel der Compilation noch deutlich näher bei den New Bomb Turks sind als beim metallisch angehauchten AC/DC-Hardrock und meinen damit aber vor allem: auf dieser Songkollektion ist die knackige Quintessenz dessen gebündelt was man an dieser Band immer schon lieben musste, unheimlich roh, direkt und unkompliziert aus den verschwitzten Hemdsärmeln gerockt. Wo Danko Jones heute oft zu lange über einen Song zu grübeln scheint macht das Trio hier einfach und zündet jene Art mitreißender Garage-Rock’n’Roll-Energie die ihnen über die Jahre doch ein wenig verloren gegangen ist (ungeachtet davon dass Danko Jones selbst nicht unbedingt dieser Meinung zu sein scheint: „After 18 years, we’ve stayed the course, got tough when the going did and, above all else, we have never stopped„).
Die Themen sind damals wie heute die selben: pumpendes Testosteron, augenzwinkernd zelebrierter Machismus mit Pommesgabel in Form kraftvolle Hymnen an hübsche Chicks. Zwei der besten Songs heißen ‚Best Good Looking Girl in Town‚ und ‚One Night Stand‚. ‚Sexual Interlude‚ entspannt sich bluesig bei der früheren Vorband Electric Eel Shock, der R&B-Schmeichler ‚I Stand Accused‚ wird zum hitzigen Stakkato-Vulkan umgewandelt. Dass ‚Dirty Mind Too‚ in nur 52 Sekunden ins Ziel poltert ist keine eklatanter Geschwindigkeitsrekord, weil hier ohnedies noch jeder Song kompakter, direkter und auch schmissiger hetzt als Danko das heute zelebriert.
Die Produktion ist dabei – nomen est Omen – niemals so ausbalanciert wie es der eingangs durch den trocken groovenden Stomperhit ‚Who Got It?‚ oder das mit Fuzzbass aufs Gaspedal steigende ‚Make You Mine‚ fälschlicherweise suggeriert wird, sondern scheppert im heftigen Lo-Fi-Sound ala Guitar Wolf aus den Boxen. Das geht so weit dass die beiden Demoversionen von ‚Bounce‚ und ‚Love Travel‚ schon zu den am dicksten ausgeleuchteten Songs auf dem oft sehr dünn rauschenden ‚Garage Rock!‚ gehören, was aber eben nicht kaschieren kann es bei einigen der aufgefahrenen Rohdiamanten mit einigen der stärksten Danko Jones-Kompositionen überhaupt zu tun zu hat: alleine die wehmütig den Romantiker machende Live-Ballade (!) ‚Move On‚ hätte in vollendeter Form das Zeug zum Instantklassiker zu mutieren.
Sicher erfordert das großteils schlecht aufgenommene ‚Garage Rock! A Collection of Lost Songs from 1996 – 1998‚ eine hohe Tolerenzgrenze in Sachen Soundansprüchen, entfaltet daneben aber auch einen ungeschliffenen Charme und unterhält vor allem auf extrem kurzweilige Art und Weise. Da kann man nun also der Tatsache nachtrauern dass diese Sammlung mit konstanter produziertem Gewand sogar zur besten Danko-Veröffentlichung seit ‚We Sweat Blood‚ noch würdiger in die Fußstapfen von ‚I’m Alive and on Fire‚ hätte treten können (oder aber muss man sogar ohne Nostalgie der Tatsache ins Auge blicken dass die besten Tage von Danko Jones wohl vorbei sind?) – erfreulicher ist es aber definitiv dankbar für diesen gehobenen Schatz aus der Mottenkiste enthusiastisch die Nackenmuskulatur zu trainieren.
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