Danko Jones – Electric Sounds
Bei Danko Jones bleibt freilich alles beim Alten. Doch die Pause rund um die Pandemie hat die Batterien des Power Trios nach einer durchschnittlichen Karrierephase offenbar (zumindest) mittelfristig aufgeladen und sorgt für einen motivierten Hunger in den Electric Sounds.
„Zwei Jahre lang nicht zu arbeiten, fühlte sich wirklich so an, als würden tourende Rockbands auf die Weide gestellt. Aber ich glaube, das hat uns nur noch mehr angestachelt.“ erklärt Danko Jones im Beipackzettel und legt gleich im Opener entsprechend mit Ansage nach: „Guess Who’s Back/ Me Motherfucker/…/No sleep/ No chill/ I’m gonna be up all night/ Just killing it/ No breaks/ No rest/ Just kicks/ And punching the walls/ Damn, it feels so good/ Damn, it feels so nice/ It feels so good when you know you’re right/ And everybody else can kiss my ass“. Das ist der Danko, den wir kennen!
Also nein, auch Electric Sounds markiert beileibe keinen Paradigmenwechsel in der Diskografie der Kanadier, bewegt sich keinen Millimeter aus der Trademark-Komfortzone – aber das stand nach zehn stilistisch relativ deckungsgleichen Vorgängern ja wohl ohnedies nicht zu befürchten.
„Über die Jahre haben wir uns einen Sound erarbeitet, und wir bleiben dabei.“ heißt es folgerichtig weiter in der Selbstanalyse: „Wenn es um die Texte geht, haben wir bei unserem Sound nicht allzu viel Spielraum, was die Themen angeht. In unseren Songs geht es normalerweise darum, dass wir rocken, dass wir rocken wollen, dass wir das Leben genießen, während wir rocken, und manchmal singe ich auch über eine Frau.“ Stimmt. Aber irgendwie kommen die ganzen abonnierten Plattitüden und Danko-Schablonen diesmal trotzdem das Quäntchen geiler, weil so dermaßen ideal am Klischee proklamiert, herüber; sie machen mehr Spaß in ihrer demonstrativen Erwartungserfüllung und der Balance aus Überzeichnung und Authetizität.
Passend dazu ist auch die Frequenz jener Songs gestiegen, die man sich auf die imaginäre Post-We Sweat Blood-Best of platzieren (nicht mehr nur wohlwollend würde, nein) müsste. Und darum geht es letztendlich seit knapp 20 Jahren im leidlich variablen Hardrock Metal-Kosmos des Danko Jones, nicht wahr?
Electric Sounds ist insofern eines der stärksten Studioalben der Band seit 2003: mehr erinnerungswürdige Fan-Pleaser sind der Band jedenfalls schon lange nicht mehr gelungen (genauer: die Highlights sind klarer herausragend als auf dem konstant gelungenen Vorgänger). Dafür sorgen vor allem der Einstieg mit der supercatchy Serotonin-Schleuder Good Time vor der starke Refrain-Hook im stoischen Stiff Competition, sowie der Ausklang mit dem leidenschaftlich-simpel hinausgeschrieenen Hit What Goes Around und der Tour-Vorfreude Shake Your City als Schlachtruf (Teil Drölfzig dieser Art).
Dazu zünden alle Gastbeiträge effektiv. Der Titelsong wäre ohne die die Solo-Würze von Thrasher Daniel Dekay (Exciter) nur ein toller Standard, Tyler Stewart (Barenaked Ladies) sorgt in She’s My Baby für distinguiert hängen bleibende Fragestellungen mit britischer Grandezza, und für den inspirierten Titel von Get High? würden Weezer wohl töten, für den abgeklärt hymnischen AOR-Ohrwurm mit Damian Abraham (Fucked Up) im Abgang dahinter jedoch eher The Darkness.
Davon wird auch das schwächelnden dritte Viertel der Platte mit den belangloseren (also auf Höhe der im vergangenen Jahrzehnt gängigen Danko-Niveaus eingependelten) Baukasten Nummern Eye for an Eye (eine flotte Routine mit Biss), (die monotone Repetition des zähen Hardrock) I Like It und (der nicht wirklich hängen bleibenden Eingängigkeit des fein poppigen) Let’s Make Out getragen. Womit Electric Sounds dann jene Aufrundung in der Bewertung kassiert, die eigentlich bereits Power Trio im Rückblick mit der Fanbrille verdient gehabt hätte.
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