Daniel Rossen – Silent Hour/Golden Mile
Daniel Rossen kennt man als einen der Gitarristen, Songwriter und Sänger von Grizzly Baer bzw. Departement of Eagles. Grandiose Songs kann er aber auch abseits dieser Kollektive im Alleingang zimmern.
‚Return to Form‚ heißt der dritte der fünf Songs auf ‚Silent Hour/Golden Mile‚ und bringt die Geschichte hinter dem ersten Solowerk Rossens halbwegs prägnant auf den Punkt. Quälende Selbstzweifel ließen den Mann aus Brooklyn an seiner Zukunft im Musikbusiness hadern, die plötzliche Pause bei seiner Stammband nach ‚Veckatimest‚ 2009 hat einen Bruch in die gewohnte Arbeitsmoral gebracht, die nun aufgearbeitet werden will: Die versammelten Songs auf ‚Silent Hour/Golden Mile‚, entstanden über Jahre hinweg und mit der tatkräftigen Unterstützung von Buddies aus dem Brooklyner Dunstkreis rund um Grizzly Bear, Dr. Dog und Konsorten, sollen dieses Kapitel im Leben Rossens nun endgültig beenden, vor allem aber den Kopf für Neues freiräumen.
Den knapp 30 jährigen als Schöpfer einiger der schönsten und besten Songs von Grizzly Bear und Department of Eagles somit automatisch als deren Hirn festzumachen und die restlichen Gangmitglieder dadurch auch unter Wert zu verkaufen, ginge zu weit – dass Rossen schon zu einem nicht geringen Teil das Herz hinter den Projekten ist, legt ‚Silent Hour/Golden Mile‘ dann aber doch nahe. Versammeln sich hier doch genau jene Art von entrückten Popnummern, die vor allem Grizzly Bear so sehr auszeichen. Postmodern, anachronistisch, über den Konventionen schwebend. Das Songwriting Rossen hat immer etwas abwartendes, tänzelt fokussiert um den Kernpunkt der Songs und scheint permanent einem großen Finale zuzusteuern. Dass der ersehnte Ausbruch oftmals mutwillig umgangen wird, macht da natürlich einen Gutteil der Faszination aus. Fans von Rossens Hauptbands werden sich mit diesem rhythmisch umständlichen polternden Gitarrenpop, dem sirenenhaften Melodiefolgen, den dezent aus dem Hintergrund drängenden Horn und Streicherarrangements, den spätestens in ‚Golden Mile‚ so präsenten Beach Boys-Harmonien und der erhabenen Grundmelancholie der Songs sofort anfreunden. Dass ‚Saint Nothing‚, diese majestätisch flirrende Pianoelegie, einer der schönsten Grizzly Bear Nummer bis dato geworden wäre, unterstreicht die Qualität der Platte nachdrücklich. Und das die restlichen Songs trotz, oder gerade wegen all der vorhandenen nur zu bekannten Rossen Trademarks in ihrem Kontext betrachtet unfassbar anschmiegsame Ohrenschmeichler – Hits, wenn man so will! – geworden sind, eigentlich auch.
‚Silent Hour/Golden Mile‚ ist reich instrumentiert voll ausformuliert, wirkt jedoch spartanisch, geradezu schüchtern karg und direkt. Eine Platte ohne große Überraschungen, auch, weil man von Rossen mittlerweile nichts anderes als grandiose Songwriterkunst gewohnt ist. Mehr von lieb gewonnenem Bekannten, was man in diesem Fall nicht als Stagnation missinterpretieren sollte. Die kompilierten 23 Minuten sind viel eher Bestätigung der Fähigkeiten abseits der gewohnten Bandgefüge, denn Rückkehr zur Form. Davon abgesehen scheint Rossen Feuer gefangen zu haben, mehr Solomaterial soll folgen. Das tröstet darüber hinweg, dass Department of Eagles offenbar bis auf weiteres auf Eis liegen – und hilft weitestgehend die Wartezeit zu überbrücken, bis Grizzly Bear demnächst endlich das just gebuchte Studio verlassen werden.
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