Dale Crover – Glossolalia

by on 28. Oktober 2024 in Album

Dale Crover – Glossolalia

Glossolalia: Die gesundheitlichen Querelen der vergangenen Jahre, die unlängst noch Tarantula Heart prägten, schnallt sich Dale Crover mit ein betont leichtgängig aus der Hüfte kommenden dritten Soloalbum vom Rücken.

Abseits der verqueren Heaviness seiner Stammband hat der Melvins-Drummer eine nur ein bisschen neben der Spur stromernde Platte aufgenommen, die überraschend zugänglich, eingängig und unangestrengt eine fast powerpoppige Perspektive auf (im weitesten Sinne) psychedelischen Garage Rock’n’Roll mit Retro-Flair bietet – relativ simpel gestrickt und trotz eines schrulligen Beigeschmacks auch ziemlich unegozentrisch.
Nach dem am Papier spektakulären, in der Realität aber eher eine spleenige Nonsense-Nonchalance zelebrierenden Tom Waits-Eröffnung setzt Crover mit dem Titelstück den betont locker rockenden Kurs von Glossolalia und erinnert in Doug Yuletide prompt an Ty Segall – der dann später im erst schaumgebremsten, dann gelöst mitnehmenden I Waited Forever (mit Rob Crow) und dem kantigeren Spoiled Daisies auch tatsächlich noch vorbeischaut (und Erinnerung an das niemals eingelöste Versprechen namens Broken Bat aufwirft), ohne seine üblichen Killer-Melodien anzubieten.

Ebenso oft, nämlich zweimal, steht Soundgarden-Legende Kim Thayil auf der Gästeliste, der dem zurückgelehnt scheppernden I Quit die elektronischen Spleens austreibt und dafür ein paar quietschende Gitarren mit hippiesker Zwanglosigkeit beibringt, dazu dem entspannt schippernden 70s-Trip Rings ein cooles Solo beschert: eine kongeniale Bereicherung für Crover.
Das psychedelisch polternde Blow’d Up wird dagegen zu lange ausgewalzt und Jane hat einen 60s Twang zum Proto Punk zwischen Undertones und The Clash: reizvoll, jedoch nicht präzise genug formuliert. Don’t Worry About It gibt sich schön balladesk einer sehnsüchtigen Zeitlosigkeit hin und führt den Trip mit viel Gefühl zurückgelehnt zum packend-legeren Jam, bevor die hypnotische Schieflage von Punchy endgültig keinen Unterschied zwischen Seattle und New York mehr macht.
So cruist Crover mit seinem Kumpels also fast sommerlich gelöst dahin, instinktiv und unspektakulär. Eingängig, aber nicht auf hartnäckige Weise griffig. Nichts fällt auf Glossolalia qualitativ ab, nichts sticht wirklich heraus. Womit die Platte wohl genau richtig dosiert ist, um sich nach einer quälenden Rücken OP keinen zusätzlichen Druck aufzubürden.

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