Daeva – Through Sheer Will And Black Magic...
Ein absolutes Blackened Thrash-Filetstück aus Philadelphia und dem direkten Dunstkreis der ohnedies schon so großartigen Crypt Sermon: Daeva – sprich: „da-ay-vuh“ -begeistern nicht nur, wie es der Titel verspricht, Through Sheer Will and Black Magic…
Steve Jansson (Gitarre) und Drummer Enrique Sagarnaga sind schon lange bei Crypt Sermon beschäftigt, Bassist Frank Chin seit 2019 – nachdem er 8 Jahre in den Diensten der Ikonen von Vektor stand – dazu komplettiert Infernal Stronghold-Frontmann Eddie Chainsaw alias EG alias Edward Gonet Daeva, die mit der EP Pulsing Dark Absorptions 2017 noch in etwas anderer, abgespeckter ter Formation auf sich aufmerksam machten.
Nach dem atmosphärisch gehaltenen, düsteren Intro Emanations (das so übrigens weitaus stimmungsvoller funktioniert, als das zu willkürlich aus dem Nichts kommende Outro des fantastischen Gaspedals Passion Under the Hammer, in dem die kontemplative Stimmung als Interlude vielleicht angesichts der ansonsten praktisch ohne Verschnaufpause treibende Platte von der Dynamik her gut passt, aber eben durch die ansatzlose Unmittelbarkeit auch erst deplatziert wirkt) verschwendet das Quartett jedenfalls keine Zeit.
The Architect and the Monument peitscht energisch nach vorne los, und auch wenn der ballernden Drums sowie das hallend geifernde, herrlich okkult angehaucht gestikulierende Reverb-Fauchen der Vocals im Mix stets ein bisschen die Sicht darauf verstellen (während der Bass sowieso in der reverbverhangenen, passend unsauberen Produktion von Arthur Rizk verschwindet) – aber was ist das bitte für ein rauschhafter Strom aus geilen Riffs und Leads, hart peitschend, hungrig und auch mal wild entfesselnd solierend, während die Band tackert, eine herrliche Spielwut an den Tag legt, giftig und dringlich, instinktiv, immer fein komponierend: Geschwindigkeit, Technik, Songwriting und Ästhetik fügen sich zu einer verflucht unterhaltsamen Synergie.
Arena at Dis kloppt und keift die Platte catchy galoppierend zu traditionelleren NWOBHM-Tugenden, schrammt an Essenzen von Judas Priest oder Maiden vorbei, aber freilich mit aggressiven Teufeln a la Slayer, Bathory oder andern 80s-Berserkern im furios entfesselten Nacken gespielt. Das ist die dämonische Schneise, in der Through Sheer Will and Black Magic… pflügt.
Die Reichweite bleibt dabei im überschaubaren Rahmen, der Fokus aber in Schattierungen variabel genug, um einen interessanten Spannungsbogen zu gewährleisten. Loosen the Tongue of the Dead bolzt über die nebelige Asche der Produktion bis in Blast- und Tremolo-Motive, die klar im Black Metal zu verortet sind Fragmenting in Ritual Splendor schlenzt den Groove dagegen mit einem melodischen Death-Akzent zu einem wilden Husarenritt, der die Nackenmuskeln bricht. Eine Tendenz, die in Polluting the Sanctuary (Revolutions Against Faith) gefühlt sogar noch irrer, epochaler gesteigert wird. Dass Daeva es schaffen, ihre Ventile immer höher zu pushen und weiter zu öffnen, ohne (sich selbst oder den Hörer) zu ermüden, zeugt von ziemlicher Klasse.
Itch of the Bottle fühlt sich insofern eigentlich schon wie ein erschöpfendes Kompendium am Zenit an, doch toppt der Schlusspunkt Luciferian Return alles vorangegangene: Daeva beenden Through Sheer Will and Black Magic… mit einem siebenminütigen Mahlstrom aus Wendungen und Anhebungen, überholen sich fast selbst mit Ideen und der Intensität, balancieren die Dynamiken und Gewichtungen mit einer manischen Kraft, deren Biss und Zugkraft ein triumphales Plateau als Finale erschafft.
Dass danach irgendwie alles essentielle gesagt zu sein scheint, ist nicht zuletzt der Band selbst klar: nach 37 Minuten Gesamtspielzeit ist die Attacke vorbei, doch bleibt ein süchtig machender Enthusiasmus zurück, den man wohl bis zur Endabrechnung des Jahrgangs nicht mehr abschütteln wollen wird.
Kommentieren