Culk – Ruinen
Dass schon so superbe selbstbetitelte Debüt war eventuell tatsächlich nur eine erste Aufwärmrunde für die Wiener Band Culk. Der Interims-Single Ruinen nach könnte es aber noch schneller richtig ernst werden, als erhofft.
Zumindest dreht die (zumindest vorerst nur als Video, bei Spotify und Apple digital erhältliche, aber leider nicht physisch gepresste) Single die Gefahrenstufe ohne Anlauf nach oben, erhöht im Vergleich zum Studioalbum noch einmal den Druck und die Dringlichkeit. Das treiben Culk gleich von vornherein mit zusammengebissenen Zähnen und scharfen Fokus, trocken-schabender Rhythmusfraktion und flirrenden Gitarren nach vorne, verorten die Referenzen ihres angespannter gezogenen Indierock/Postpunk irgendwo zwischen der Rohheit frühen Merchandise, der dystopischen Melancholie von The Cure und dem künstlerisch ambitionierten Biss von Messer. Latent aggressiver und stets bereit zu attackieren – diese Haltung steht dem Quartett.
Richtig stark wird Ruinen aber dadurch, dass die aufgebauten Muskelspannungen kompositionell stets mit unkonventioneller Raffinesse gelöst werden. Die Single tritt aufs Gaspedal, sinniert und hyperventiert kurz, presst wieder und schwimmt mit Drive zu einem vermeintlichen Klimax, der jedoch plötzlich in eine dubbig-groovende Kontemplation kippt – die Intensität wird geduldig angezogen, die wütende Eskalation gönnt sich letztendlich nur einen kompakten, aber effektiv explodierenden Ausbruch.
Und trotzdem hat die Band hier nach spätestens zwei Durchgängen doch wieder einen fiesen kleinen Hit im hauseigenen Signature Sound und dem Verlangen nach Mehr mit konsequentem Hintergrund geschrieben: „Zu oft werden körperliche Grenzen überschritten. Auch in den kleinsten Gesten, Blicken und Bemerkungen manifestieren sich gesellschaftliche Machtpositionen. In ‚Ruinen‘ wird der Protagonist erst durch die Konsequenzen seines Übergriffs zur Reflexion gezwungen. ‚Wer ist er jetzt? Wer war er davor? Und wer ist er danach?‘“
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