Crypt Sermon – The Stygian Rose
Neun Jahre nach dem (gerade im Rückblick) grandiosen Debüt Out of the Garden lassen Crypt Sermon ihr enttäuschendes Zweitwerk The Ruins of Fading Light mit dem bockstarken The Stygian Rose vergessen.
Daher The Stygian Rose als abenteuerlustiger Epic Doom voller toller Ideen und selbstbewusster Wendungen irgendwo zwischen den beiden Werken blühend unmittelbar überzeugt, können wir den Vorgänger von 2019 eigentlich von vornherein als einmaligen Ausrutscher für die Band aus Philadelphia verbuchen. Vor fünf Jahren hatte sie vielleicht einfach ein wenig Anlaufschwierigkeiten in einer veränderten Besetzung – sie beschwört die Vorzüge ihres All Star-Line-Ups mittlerweile aber (nach einer relativen Pause für Crypt Sermon selbst und revitalisierende Nebenprojekten wie etwa dem superben Daeva-Debüt) wieder ziemlich eindrucksvoll.
Gleich Glimmers in the Underworld kann insofern nämlich als Statement mit Ausrufezeichen verstanden werden, dass altbekannte Reminiszenzen an Candlemass oder Solitude Aeturnus ebenso natürlich abruft, wie es sich zu Maiden und Priest streckt. Da drehen Riffs und Soli vor dem epischen Panorama von NWOBHM-Schwertkämpfen frei, ballern und growlen große Gesten, klassischer Klargesang schwelgt variabel – ständig passiert etwas, ohne das Szenario überladen wirken zu lassen. Die Spannung und Intensität lässt nie nach, hungrig und dringlich schichtet die Band Tempo und Heaviness um, ohne in eine Willkür zu verfallen: das ist einfach ein Leviathan von einer Nummer!
Was der Opener ebenso deutlich macht, ist der Umstand, dass nicht nur das Songwriting, die Performance und der Sound wieder den hohen Ansprüchen genügen, sondern auch, dass das extrem dichte, atmende und weitläufige Worldbuilding über diesen Säulen das gar nicht so heimliche Highlight der Platte ist.
Dass The Stygian Rose nach seinem triumphalen Einstieg hinter dem mit Synth und Klavier eine latente Goth-Patina zeigenden Thunder (Perfect Mind) sowie dem atmosphärisch an vagen Metallica-Assoziationen vorbeigaloppierenden Down in the Hollow in seiner zweiten Spielhälfte kaum weniger eindrucksvoll abliefert, festigt den bestechenden Eindruck, den die Platte aufbaut.
Das beinahe hardrockige Heavy Is the Crown of Bone phrasiert wie ein souliger Dio, ist rhythmisch unbändig und gibt sich letztendlich sogar vogelfrei ausbrechend prägnant, geht dabei allerdings sparsam mit der catchy Titel-Hook um. In einem gruseligen Rahmen zaubert Scrying Orb dagegen melancholischer, zelebriert sehnsüchtig das schwülstige Reibeisen und krönt sich dann erhebend im Gemeinschaftsgefühl, bevor der elfminütige Epos The Stygian Rose sich auf balladeske Tasten legt, sich heroisch aufbäumt und den Gesang über eine grungig pendelnde Lauerstellung schmiegt, und eine nichtsdestotrotz erstaunlich kurzweilige Schlaufe um dieses nerdige Heavy Metal-Rollenspiel mit all seinen triumphalen Bögen spannt, unter dem Crypt Sermon endlich wieder ein standesgemäßes Fantasy-Spektakel abfackeln – und ihr bisher bestes Album von der Leine lassen.
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