Crushed – Extra Life

von am 28. März 2023 in EP

Crushed – Extra Life

Dream Pop, Shoegaze und Alternative mit einer Prise Trip Hop als sehnsüchtiger „love letter to 90s radio„: Crushed sammeln die seit vergangenen Oktober veröffentlichten Singles und ergänzen sie durch drei neue Songs zur EP Extra Life.

Der Anachronismus von Sängerin Bre Morell (Temple of Angels) und Bastler Shaun Durkan (Weekend) ist zugegeben etwas cheesy, klingen Waterlily oder (das von Durkan intonierte) Coil beschwingt treibend und mit rockigem Zug doch assoziativ ein kleines bisschen so, als würde Coming of Age-Queen Ethel Cain mit angedeuteten Snow Patrol-Melodien den Baggy-Titelsong für ein Dawson’s Creek-Spin of aufgenommen haben (was hier und da offenbar allerdings auch nur leidlich nachvollziehbare Vergleiche zu Morcheeba und Slowdive weckt).
Doch überzeugt das Ergebnis letztendlich wie ein Guilty Pleasure-Sammelsurium aus dem Zeittunnel, das seine bittersüße Stringenz im Grunde sphärisch und elegisch, gar entspannt unaufdringlich und subversiv zurückhaltend entfaltet, die Anmut mit soft perlenden Gitarren in einer warmen Nostalgie verschwimmen lässt, deren melancholischer Drive mit ambienten Nahtstellen verwoben in der Klanginstallation Lorica münden.

Während das Highlight Milksugar dabei den Trip Hop basslastig schwelgend hervorkehrt, Bedside zurückgenommen groovt oder Respawn noch ruhiger angelegt schlichtweg angenehm betörend ausfällt, ist das stilistische Spektrum von Extra Life trotz einer wandelbaren Dynamik vielleicht schnell erschlossen, doch tatsächlich gar nicht so simpel veranlagt, wie es auf den ersten Blick scheinen mag: Wie es das entsprechende Merch des Duos verrät, sind die Songs von Crushed auch aus einer dreistelligen Flut an Samples erschaffen, die jedoch über das assoziative Moment hinausgehend mehr als die Summe ihrer Teile ergeben und eher imaginativ vage referentiell bleibend funktionieren, als tatsächlich zitierend.
Durchaus sinnbildlich für das nur vermeintlich aufdringliche, kitschige Wesen von Extra Life, das in all seiner immanenten Aufbruchstimmung und bescheiden bleibenden Geste spätestens durch die hoffnungslose Romantik („When we walk together/ Every moment feels like heaven/ …/ Been wandering lost for years on end/ But when you look at me I am home again“) oder Herzschmerzen („I fear there’s no way up from where we are/ But something’s there and it makes me want to try/ Let’s pretend for one more night“) trotz (oder gerade wegen?) der Cheesiness schlichtweg entwaffnend sein kann.

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