††† (Crosses) – One More Try
Das hat mittlerweile bereits Tradition: ††† (Crosses) widmen sich zum Weihnachtsfest wieder einer Fremdkomposition – diesmal covern Chino Moreno und Shaun Lopez den George Michael Song One More Try.
In einer Linie mit der 2020er-Interpretation von The Beginning of the End (von Cause & Effect) und dem im darauffolgenden Jahr kommenden Goodbye Horses (Q Lazzarus) stehend bietet die Aufarbeitung der Faith-Nummer von 1987 zuallererst ein paar wenig überraschende Erkenntnisse: etwa, dass Material aus dem besagten Jahrzehnt ††† (Crosses) per se ganz hervorragend steht; dass die Band (wie auch die Deftones) die Kunst des Coverns ideal beherrscht, indem man dem Kern eines Originals mit eigenen Facetten aufgewogen treu bleibt; oder dass Chino eben ein begnadeter Sänger ist, der mit seinem Organ eine atmosphärische Tiefenwirkung erzeugen kann, wie nur wenige andere.
Dass er dabei hier nun stimmfarblich aber auch erstaunlich nahe und weich flehend an George Michael höchstselbst intoniert, kann dann jedoch durchaus verblüffen. Auch ihn selbst: „One day, in my inbox, I got a demo of the music from Shaun. In my head, I was like, ‘I’m never going to be able to sing this because it’s George Michael and hard to do well’. I wanted to do it for real and it didn’t sound too bad. I’m pretty proud of it. It’s weird when you’re singing someone else’s song. I don’t know if I’d go for a vocal that high on my own as it’s right at the top of my comfort zone.„
Die ††† (Crosses)-Version von One More Try ist jedenfalls bestechend schön, schlichtweg wundervoll ätherisch und auf subtile Weise ergreifend.
Alles fließt und schwelgt, jedes Element greift natürlich ineinander. Aus dem Ambient wächst reverbschwanger ein elegischer Synth-Pop-Song mit kultivierter Unangestrengtheit – dunkel schimmernd, so melancholisch wie hoffnungsvoll, sehnsüchtig tröstend. Der entschleunigter Zeitlupenbeat unter den sphärischen Schwaden hat etwas verhalten funky erahnbares, den Rest erledigt die einfühlsam beschwörende romantische Ausstrahlung.
Da wird einem das Herz schwer und die Seele gestreichelt – oder anders: One More Try ist ein Song, an dem man sich nur zu leicht verheben kann. Doch ††† (Crosses) meistern ihn eindruckvoll.
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