Crochet – Cherish

von am 5. Januar 2025 in Album

Crochet – Cherish

Mit ihrem Debütalbum Birth Piece waren Crotchet 2023 an vorderster Front, um Las Vegas auf die Screamo-Landkarte zu bringen nach dem kurzen Single-Zwischenspiel Today I Witnessed a Car Crash as a Pedestrian im vergangenen Jahr baut Cherish die Stellung des Quartetts nun weiter aus.

211 erzeugt die Spannungen dafür pendelnd , klopft die Drums im LoFi-Sound wirbelt ab, und rezitiert den Ausbruch herbei, bevor My Russian doll forever den hibbelig dängelnden Gitarren-Sound mit seiner Math-Affinität in nervöser Hyperaktivität weiter nach vorne im Mix schiebt, wo I split it in half das pointierte Gitarrenspiel tappen lässt. Die Modifikationen, die die neu formierte Band – Gavin Skougard bleibt an den Drums, Zach Tarzi übernimmt nun aber neben der Gitarre auch den Bass, weil Jacob Adelmund vom Tieftöner zu Abigail Villaruz an Mikro gerückt ist, seinem ausgestiegenen Vorgänger Airon Gauff dabei aber leider einfach nicht das Wasser reichen kann – dafür an ihrem Screamo vorgenommen haben, sind grundlegend eher subtiler Natur, machen sich aber nicht nur mit einem stärker forcierten Hang zum Lite‘esk gniedelnden Oszillieren doch stets bemerkbar.

Dass das mit leidenschaftlicher Verzweiflung so roh und ungeschliffen daherkommende Material bei 9 Songs in 18 Minuten die Laufzeit kompakter strickt, die Einzelstücke jedoch weniger komplett ausgearbeitet zeigt, als jene auf dem Vorgängeralbum, und gleichzeitig einen ausgewogeneren Spannungsbogen auf das große Ganze auszudehnen versucht, ist beispielsweise noch so eine Verschiebung des MO.
Gentle Guiding Hand pflegt eine tragische, fast malerische Melancholie hinter dem aufgekratzten Auftreten und bereitet das schön tiefgründig in sich gehende Herzstück im Mittelteil der Platte vor, in dem das Instrumental Park Under The Tree Field Recordings zirpen lässt und in kontemplativer Ruhe ein nachdenkliches Gitarrenspiel streichelt, das klingt, als würde Oliver Knight eine Hear Here-Nummer aufnehmen. Crochet können die intimen Momente weiterhin so unfassbar gut – geben ihnen diesmal aber weniger Raum.

Roman torkelt lieber atonal den Abgrund hinab, um die Zügel hinten raus polternd eng zu ziehen, derweil der Closer Worms im Gegensatz dazu nicht auf eine Linie finden will, mäandert, sich rockig zurücklehnt und mit der jazzigen Vertracktheit flirtet, um unterschwellig epische Tendenzen ohne Konsequenz anzudeuten und abrupt beendet wird.
Auch wegen solch unausgegorener Momente enttäuscht Cherish im Gegensatz zu Birth Piece ein klein wenig. Doch spätestens, wenn sich das Zweitwerk als Grower entpuppt und mit Shadowplay (das als dreieinhalbminütiger Epos aufgekratzt gegen Strich gebürstet stampft, die Bandbreite von einer fragilen Innenansicht und der fast catchy daherkommenden Griffigkeit vermisst, während Villaruz wie von Sinnen spitze Schreie malträtiert) dann auch noch der vielleicht beste Song der Bandgeschichte wartet, kann man gut damit leben, es hierbei wohl mit einem Übergangsalbum zu tun haben. Weil es auch nichtsdestotrotz ein frühes Screamo-Highlight dieses Jahrganges darstellt.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen