Crippled Black Phoenix – Banefyre
Crippled Black Phoenix expandieren derzeit den den Masken-Sektor und Lufterfrischer-Markt. Daneben überzeugen sie aber immer noch zuverlässig in ihrer Kernzone: Banefyre breitet seine typischen Endzeitballaden versiert aus.
In das wohl besten Artwork der ambivalente Bandgeschichte verpackt, platzt Banefyre aus allen Nähten: Knapp 96 Minuten sind dann doch Zuviel des Guten – selbst wenn Justin Greaves und Co. im Verlauf der Platte keinen wirklichen Ausfall liefern.
Das stoisch und monoton zum okkult rezitierenden Darkwave-Synthe-Sound schreitende Ghostland ist mit knapp sechs Minuten Spielzeit beispielsweise dann doch eher eine Geduldsprobe, weil außer der hypnotischer repetierten Gangart und ein bisschen Verdichtung keine Entlohnung am Ende des Weges steht – zumindest aber ist der Song an dieser Stelle des Spielflußes deplatziert. Und nicht nur, dass The Pilgrim vor dem nicht zum Punkt findenden Standard I’m Ok, Just Not Alright zwar hinten raus die Bremsen löst, dabei aber unausgegoren mäandert – spätestens hier wird auch ein grundlegendes Problem der Platte deutlich: Immer wenn nicht Belinda Kordic als Leadstimme der Band agiert, und Crippled Black Phoenix damit eine so notwendige charakteristische Identität verleiht, wird es gesangstechnisch austauschbar. Joel Segerstedt (als neue männliche Konstante am Mikro) intoniert solide, jedoch auch zu bemüht, starr und beliebig. Es will vor allem in den von ihm gesungenen Stücken und Passagen keine Gänsehaut entstehen, keine in letzter Konsequenz zwingende Intensität – Dinge, die eigentlich in unbedingter Wechselwirkung mit der Musik der Band stehen. (Die Lösung mit der Riege an Gastsängern auf Ellengæst bestätigt sich insofern noch einmal als eine eigentlich verdammt gute Option für die Gruppe).
Ein Umstand, der das zweite Manko der Platte unterstreicht: Banefyre hat viele (sehr) gute, an sich alle CBP-Tugenden abhakenden Songs – es fehlt ihnen aber praktisch allen die Magie (von einst), die aus all der Klasse wirklich überwältigende Monolithen machen würde. Über weite Strecken begleitet die Platte auf bestmöglich gefällige Weise, schwelgt in Schönheiten wie Wyches and Basterdz, dem in einer The Cure-Atmosphäre aufblühenden Bonefire oder dem Doppel aus dem von der getragener wogenden Einkehr zum knackigeren Rock findenden Down the Rabbit Hole sowie dem bittersüßen Optimismus Everything Is Beautiful but Us durch die Komfortzone. Was passt! Denn auch wenn das mit polternden Drums und Dark Folk-Fidel samt Murder by Death-Flair zum feierlichen Refrain stampfende The Reckoning so routiniert die Hymnenhaftigkeit mit Malen-nach-Zahlen-Prinzip angelegt ist, dann ist das einfach eine Formel, die funktioniert.
Parade-Nummern wie Rose of Jericho (in dem flimmernder Postrock die heroische Melancholie von Bläsern und erhebenden Chöre als grandiose Einleitung für eine ausladende Majestät von einem Glanzstück nimmt) oder Blackout77 (wo sich die antikapitalistische Plakativität erhaben über die Pink Floyd‘esken Themen spannt, gefühlvoll und geduldig) bekommen die klassischen Crippled Black Phoenix-Manierismen in Griffweite, erzeugen die derart von keiner anderen Band der Welt erzeugt werden könnenden Stimmung ergiebig und dankbar, wenn auch nicht mit unerschöpflichem Reiz. Flächendeckend ist das Songwriting von Banefyre durch und durch überzeugend, manchmal entlang der Konsistenz sogar beinahe euphorisierend.
Wie versöhnlich The Scene Is a False Prophet um The Sound of Silence schleicht, um über ambientes Durchatmen zur episch gniedelnden Classic-Dramatik zu strahlen, steht exemplarisch für die (gelegentlich nebensächliche) Schönheit und (stets doch auch etwas unverbindliche) Grandezza einer jedwede Klischees als Qualitätssiegel einsetzenden Platte, die das seit Bronze etablierte Niveau befriedigend hält. (Und dazu auch noch mit No Regrets einen Bonustrack mit Jake Bannon-Feature spendiert). Auf Greaves ist schlichtweg Verlass!
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