Cowboy Sadness – Selected Jambient Works Vol. 1

von am 10. Februar 2024 in Album

Cowboy Sadness  – Selected Jambient Works Vol. 1

Die designierte Indie-Allstar-Kombo Cowboy Sadness schwelgt zwischen Ambient-Wachtraum und Jam-Session mit einem Gespür für tolle Titel. Das Ergebnis ist Selected Jambient Works Vol. 1.

Die Geschichte von Cowboy Sadness beginnt vor fast eineinhalb Jahrzehnten, als The Antlers-Kopf Peter Silberman (der hier für Baritone Guitar & Synth verantwortlich zeichnet) David Moore von Bing & Ruth (Rhodes & Farfisa) und Nicholas Principe von Port St. Willow (Drums & Synth) einander durch einen gemeinsamen Bekannten vorgestellt wurden. Seit damals arbeiteten die drei sporadisch an aus dem Jam geborener Ambient-Musik, zwischen 2017 und 2021 sogar ziemlich ergiebig.
Aus fast 20 Stunden, die in diesem Zeitraum aufgenommen wurden, hat die Band nun – mit smarter Aphex Twin-Verneigung im Titel – Selected Jambient Works Vol. 1. destilliert.

Auch wenn der Rahmen der Platte (mit den generischer angelegten, aber in imaginativere Hinsicht erfolgreichen Willow und Starcharger sowie den cinematographischen Klangkosmos The Cowboy Way, dessen Gitarre nur ganz vage wie eine hoffnungsvolle Alternative zu Godspeed You! Black Emperor agiert, und dabei den Postrock-Aspekt des Albums vertieft) eine überschaubare Individualität im Genre für sich reklamiert, schärfen Silberman, Moore und Príncipe den Charakter des rein instrumental gehaltene Selected Jambient Works Vol. 1. dazwischen durchaus markant – und auch immer wieder an den Signaturen ihrer ursprünglichen Stammbands.

Wie ein flüchtige Schimmer schraffiert das Trio die ätherische Ruhe einer kosmisch träumenden Schönheit, weit über der Prärie, öffnet ein Spektrum aus weitem Raum, Volumen und Textur, von dem man sich jedoch nicht erdrückt fühlt, sondern darin geborgen umspült wird, so ganzheitlich wie szenisch.
In Billings, MT schiebt sich nach dem Sonnenaufgang langsam ein schüchtern klackernden Drum-Rhythmus in krautig pulsierender Trance, ein Space-Groove in absoluter somnambuler Entschleunigung. Full Mammoth ist eine Art mystischer, hoffnungsvoller Drone, dabei aber so warm und weich, während First Rodeo wie eine meditativ entschleunigter Nachhall zur patentierten Antlers-Melancholie anmutet, die Melodie eher konturlos erahnbarbar belassend. Second Rodeo schimmert im wehmütigen Flimmern kosmisch, mit geschlossenen Augen und sanftem Lächeln, bevor Agave als friedliche Gitarren-Halluzination und das jazzige Grails-Dröhnen Range zum abwartenden Ten Paces führen.

Der Reiz des Debütalbums mag dabei stets ein unkonkreter bleiben, das Erfassen des harmonisch gestrickten, fast schon abgeklärt wirkenden Materials kann ohne wirkliche Western-Stimmung nicht nur für Ambient-geübte Ohren relativ reibungslos passieren. Doch die universelle Zugänglichkeit von Selected Jambient Works Vol. 1 bedeutet keine Beliebigkeit, sondern funktioniert eher wie eine Gateway-Einladung.

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