Cough / Windhand – Reflection of the Negative
Zwei mal eine Partie junge Doomprinzen aus Richmond, Virginia, beide seit neuestem Labelkollegen. Liegt nahe, da zum Windhand-Einstand bei Relapse eine Splitplatte zu veröffentlichen – bei den ausladenden Songlängen die Cough und Windhand da vorlegen, wäre es etwas untertrieben von einer EP zu sprechen. Schwierig sich bei der Beschreibung von ‚Reflection of the Negative‚ nicht in abgestandenen Doom-Rezi Klischees zu verlieren.
Ja, da walzt alles meistens zäh wie Magma über einen hinweg, wird man von Basswänden und dunklen Songmonolithen erdrückt, sägt sich ein behäbiges Riff nach dem anderen in den Gehörgang. Alles vorhanden auf der Gruppenarbeit (Cough-Stimme und Bassist Parker Chandler hilft für die B-Seite bei Windhand aus) der Underground Doom-Helden aus Richmond VA, dem Brutkasten für Metaltalente von Municipal Waste bis Pig Destroyer. Während sich Cough schon seit 2005 mit ihrem nüchtern kalten Spiel- und Keifstil zwischen Thou und Ramesses einen Namen machen konnten, gelang Windhand der Durchbruch mit ihrem famosen selbstbetitelten Debutalbum erst letztes Jahr, in dem sie sich mit ihrem eher an Black Sabbath und die glorreichen Zeiten von Electric Wizard gemahnenden, klassisch angehauchten Doom beinahe auf Augenhöhe mit den Meisterwerken von Pallbearer oder Conan befanden. Verstecken musste sich im unüberschaubaren Sumpf qualitativ hochwertiger vertreter des Genres jedenfalls keine der vertretenen Parteien.
Den nur auf dem Papier dünnen Reigen der drei Songs eröffnen also Cough gleich ohne Gefangene zu machen mit dem Achtzehnminüter ‚Athame‚. Wüsste man nicht, dass da hinter dem Schlagzeug mit Joseph Arcaro einer der begabteren seiner Klasse hockt, könnte man von Cough’s Beitrag zumindest in schießbudentechnischer Hinsicht etwas vom DIY-Charme abgeschreckt sein, für das was die Band mit ihrer Ästhetik erreichen möchte aber allemal zweckdienlich. Cough tauchen im Gegensatz zu den wärmeren, klassischeren Tönen von Windhand ohne Umschweife in zeremoniellere, mantrische Gewässer des Genres, und die sind kalt, schwarz und menschenfeindlich. Es dauert nicht lange bis ein übermächtiges Bassriff die Magengrube durchbeutelt und Parker Chandler seine säuregegerbten Stimmbänder spielen und immer weiter in den Vordergrund gleiten lässt, und damit wird man dann die verbleibenden siebzehn Minuten allein gelassen. Keine Mätzchen. Direkt von „Auflockerung“ kann man auch bei den okkult anmutenden Sprechpassagen oder als Gitarrensoli verkauften Walls of Sound in der zweiten Hälfte des Songs nicht sprechen, das ist aber auch gar nicht Sinn der Übung – als Vorbereitung auf das dritte Studioalbum von Cough ist ‚Athame‚ mehr als nur geeignet, falls es wieder wie der Vorgänger im tiefsten Winter in einer Fabrikhalle eingespielt wurde auch in atmosphärischer Hinsicht. Auf dieser Platte ist es eher noch als Windhand’s Beiträge sogar als für sich stehendes Statement und Farbgeber für Artwork und Gesamteindruck zu verstehen.
Nach dem zähen Klumpen schwarze Galle mit dem sich Cough in der ersten Hälfte der Platte breitgemacht haben, mutet Windhand’s erster Song ‚Amaranth‚ fast an wie Slayer. Wer sich auf ihrem Debutalbum wohlgefühlt hat – und in einer gerechten Welt trifft das auf jeden Metalfreund mit nur einem Hauch von Interesse an klassischem Doom zu – findet hier sofort alle liebgewonnen Utensilien aus Windhand’s Retroschatulle wieder. Im direkten Vergleich zu Cough kann man durchaus von warmen, geradezu medlodiefreudigen Tönen sprechen, Uncle Acid lässt grüßen. Mit Dorthia Cortell steht für alle Freunde der New Wave of Female Metal Singers eine gesangssichere Frontfrau am Mikro, die sich über den benebelten und zurückgelehnten Klängen ihrer Mitmusikanten vielleicht manchmal etwas zu anklagend gibt, aber nie untergeht. Windhand sind keine Band die sich der Lethargie der viele Kollegen erliegen hingibt, und so präsentiert sich das Spiel wie auf dem Debutalbum facettenreich, farbenfroh und verschlungen, wobei gerade ‚Amaranth‚ ein Musterbeispiel für ihren Stil ist, und der zweite Beitrag, ‚Shepard’s Crook‚, sich leider in seiner mit zehn Minuten leichten Überlänge verliert. Auch die fuzzigen Gitarrenspielereien gegen Ende können das aufkommende Gefühl der Monotonie nicht ganz vertreiben. Dafür um zu demonstrieren was Windhand zu Windhand macht reicht der Song aber lange, und ebenso wie für Cough gilt, das die Mission, die Erwartungshaltungen für Album Nummer Zwei oben zu halten, vollends geglückt ist.
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