Corrupted – Pray for the Hollow Sun

von am 23. Oktober 2024 in Album

Corrupted – Pray for the Hollow Sun

Aus dem faszinierenden Enigma Corrupted schlau zu werden, bleibt – anhand des (mangels entsprechender Sprachkenntnisse für die Linernotes zumindest) mutmaßlich als offizieller Album-Nachfolger von Garten der Unbewusstheit firmierenden Pray for the Hollow Sun – praktisch ein Ding der Unmöglichkeit.

Seit die japanische Band mit Mushikeras im September 2023 wie ein Phönix aus der Asche gestiegen ist, haben Corrupted ihr Bandcamp vor allem mit alten EPs, Compilations und seltenem Merch versorgt, den Reboot der Band aber damit gefühlt nur von Altlasten befreit. Nun aber folgt mit Pray for the Hollow Sun nach 13 Jahren Wartezeit endlich ein neues Studioalbum – und das hat dann als Archivmaterial gar nichts mit der aktuellen Inkarnation von Corrupted zu tun.
Aufgenommen wurden die 52 Minuten der Platte von Drummer Chew Hasegawa sowie den Gitarristen Yokoto, Ippei Suda und Talbot von 2010 bis 2014, gemischt im Zeitraum von 2015 bis 2023 und der Master danach fertiggestellt.

Schon ungehört kann man sich also darauf einstellen, dass das mit Mushikeras begonnene Karriere-Kapitel hier (noch) keinerlei Relevanz hat, während die Band gewissermaßen zu den Wurzeln von Loss und Felicific Algorithim reist – respektive einer Epoche, die selbst die loyalsten Fans wohl als schwache Phase der Orientierungslosigkeit einstufen dürften.
Pray for the Hollow Sun entspricht dort nun einem tonalen Walking Simulator, der durch eine eisige Einsamkeit stapft, die sich wie die verbrannte Erde einer postapokalyptischen Welt anfühlt. Die Field Recordings deuten einen mystischen Suspense an, plätschern am Ufer und spazieren am Wasser entlang, wo Enten von gekickten Dosen aufstobend quaken und womöglich gar brennende Umrisse in weiter Ferne durch den Nebel erkennbar werden, wo alle Wahrnehmung leicht entrückt mit einer unscharfen Distanz zu kämpfen hat.

Zwischen diesen Ambient-Aufnahmen lässt die Band in aller Geduld minimalistische Drone-Wellen aufbranden, in denen die Gitarren wie ätherische Fischschwärme schleifen ziehen und in Trance zur Oberfläche zum kosmischen Sog blicken, während unter ihnen dunkle Abgründe unheilvoll dräuen.
In der richtigen Stimmung fesselt die so eingefangene Atmosphäre durchaus hypnotisch. Gleichzeitig kann die Band abseits ihrer Kernkompetenzen im Metal auch nicht die wirklich zwingende Intensität erzeugen, um den Drone zum physisch spürbaren Erlebnis zu machen, zumal der mehrmalige Konsum Überwindung kostet, diesen aber nicht mit neuen Erfahrungen belohnt.
Und auch wenn Pray for the Sun in letzter Konsequenz so zu flüchtig mäandert, unterstreicht das Archiv-Darbietung vor allem, dass Corrupted eine bessere Dark Ambient-Band sind, als der ihnen diesbezüglich vorauseilende Ruf es verheißt. Dass man die aus der Zeit gefallene Reise der Platte subjektiv nichtsdestotrotz weder als Nachfolger von Garten der Unbewusstheit noch als Fortsetzung von Mushikeras einstufen kann, muß an dieser Stelle insofern wohl nicht noch extra erwähnt werden.

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