Conan – Evidence Of Immortality

von am 28. August 2022 in Album

Conan – Evidence Of Immortality

Conan drehen vier Jahre nach dem seine Stärken erst hinterrücks zeigenden Existential Void Guardian mit einem Bein in der Vergangenheit sowie dem nach vorne gerichteten Blick für Evidence of Immortality noch einmal an Unmittelbarkeit auf, und rechtfertigen selbst entlang überschaubarer Entwicklungschritte ihr bisher längstes Album.

Auch wenn gerade bei der Band aus Liverpool extrem schwer (und vielleicht auch einfach unnötig) ist unterschiedliche Evolutionsphasen zu differenzieren, wirkt Evidence of Immortality doch wie eine Rückbesinnung auf Tugenden in der Zeit nach Monnos, wofür alleine die Brocken Equilibrium of Mankind (in dem die Front zwischen Stoner-Dünen sowie fuzzigen Drone-Schwaden verläuft) und das mit grungigem Aroma und abschließender Trance bestäubte Righteous Alliance als Mahnmal stehen: Zwei zähe, aber enorm vitale Oldschool-Standards, die wie ausdauernde Kriegsmaschinen walzend die Stärken von Conan mit zuverlässiger Kompetenz bedienen, dabei aber eine direkt packende Direktheit forcieren, die der Band zuletzt ein wenig an den Mühlstein der Zuverlässigkeit gebunden abhanden gekommen zu schien.
Dass gerade diese beiden Nummern ohne Überraschungseffekt so befriedigend funktionieren, liegt auch am im Albumfluß geschickt im vorletzten Drittel platzierten Sequencing, mehr noch aber an den kleinen Kniffen, die rundherum angesetzt werden, um Conan eine subversive Frischzellenkur zu verpassen.

Während das Songwriting um seine brachialen Repetitionsmuster wieder grundlegend länger und erschlagender ausgefallen ist, sich auch weniger zum Sludge streckt und den patentierten Caveman Battle Doom aufs Podest hebt, wirkt vor allem die brillante Produktion und der kongeniale Mix wie ein hungrig machender Katalysator, indem der Sound beinahe bombastisch anmutet, obwohl er freilich auf das archaische Spektrum der Band beschränkt bleibt. Und dennoch: majestätischer und definitiver inszeniert klangen Conan wahrscheinlich noch nie.
Ein Trademark-Song wie A Cleaved Head No Longer Plots wird da insofern gleich zum vertrauten Triumphzug. Feedback kippt tektonisch geologischer Geduld in eine walzende Masse der Heaviness, gespeist aus der perfekt miteinander kommunizierenden personellen Besetzung: die die zähflüssigen Riffs und das distanzierte Geschrei von Jon Davis legen sich martialisch in die stoische Urgewalt der Rhythmussektion, in der Rich Lewis immer wieder gefinkelte Akzente für die nur vordergründig stoische Dynamik setzt und die Dicke des Bass-Stroms von Chris Fielding den Groove als dreckig geborgen machende Maße rumorend anrührt.

Levitation Hoax ballert danach mit Death-Blasts im Ringen mit der wichtigen Zeitlupe, addiert ein dual gebrülltes Punk-Feeling, und wandert letztendlich als psychedelischer Tanz, der rockend aufs Pedal drückt, durch ein Areal aus Feedback-Schleifen im heroischen Shoegaze. Ritual of Anonymity ist Goatsnake‘esk lässig zurückgelehnt, gut abgehangen, und lässt dann den Kopf auf dem Highway nicken, und dann unerwartet eingängig zu galoppieren. Fast schon alternative-tauglich surft die Nummer über ihr böse tief hängendes Riff, bis zu abrupt der Strom gezogen wird.
Am Ende bekommt der Closer Grief Sequence dagegen mit knapp 15 Minuten Spielzeit beinahe alle Zeit der Welt, um als orgelschwangeres Instrumental den Funeral Doom (tjo, soviel zu Experimenten außerhalb der Komfortzone!) mit gotischer Grandezza zu beschreiten und später sogar an eine Retrofuturistik der 80er zu schmiegen. Zwar mäandert dieser Exkurs, rechtfertigt dabei aber nichtsdestotrotz beinahe ansatzlos sein elaboriertes Volumen.
Weswegen sich über diese gravierende Schlussphase nichts daran ändert, dass Evidence of Immortality in Summe eine erstaunlich kurzweilige Angelegenheit ist. Und einen Treppchenplatz in der Hackordnung besten Conan Alben mit einem erfreulichen Instant-Momentum sicher hat – so indifferent die Abstufungen auch manchmal zu sein scheinen.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen