Coheed and Cambria – The Afterman: Ascension
von Oliver am 8. Oktober 2012 in Album
Selbst wenn Coheed and Cambria seit mindestens drei Alben alles gesagt haben, was sie zu sagen hatten, tut ihnen trotz abermals konzeptuellen Hintergrund die Abkehr von noch mehr Prog und Pomp gut. Das bisher kürzeste Werk der Band atmet phasenweise gar erleichtert durch.
Der mit ‚Year of the Black Rainbow‚ beziehungsweise mehr noch mit ‚Good Apollo, I’m Burning Star IV, Volume Two: No World for Tomorrow‚ sinnlos hinausgezögerte Abschluss des seit elf Jahren Claudio Sanchez‘ Leben bestimmende Amory Wars– Zyklus fällt ‚The Afterman: Ascension‚ in seinen besten Momenten nun wie eine sich selbst aufgebürdete Last von den Schultern. Dabei stürzen sich Coheed and Cambria eigentlich unmittelbar in den nächsten Konzeptalben-Schwung, ‚The Afterman: Descencion‚ ist bereits für Anfang nächsten Jahres angekündigt. Dass diesmal die Geschichte von Sirius Amory, einem Wissenschaflter aus dem Heaven’s-Fence-Universum erzählt wird, mag im Detail für Interessierte die Relevanz der Songs verstärken, tangiert all jene, welche die aus allen Nieten brechenden Hintergrundgeschichte nicht weiter beachten aber in keiner Weise. Warum Songs aus anderen Welten Titel wie ‚Key Entity Extraction II: Holly Wood the Cracked‚ tragen, wird für sie freilich Mysterium bleiben.
Beide Gruppierungen werden freilich bemerken, dass trotzdem weitestgehend alles beim alten für Coheed and Cambria geblieben ist. Sanchez singt praktisch die selben Texte wie eh und je („Ai wuud do änithing for yuuu/ uuwoohoho-uooohooo“ etc.), schaufelt ‚Afterman: The Ascension‚ jedoch nicht wie zuletzt mit Songs bis oben hin voll, parkt seine Kompositionen außerdem wieder näher am geradlinigen Emo-Rock und hat hier und da sogar klare Popanleihen im Sinn. ‚Key Entity Extraction I: Domino the Destitute‚ ist in seinen 8 Minuten damit zwar nicht zu knapp bemessen, wärmt aufgekochtes jedoch mit einer ordentlichen Prise Iron Maiden und Thin Lizzy spritzig und dramatisch genug auf, die eingängige Klarheit des in seinen galanten Streichern friedlich treibenden Titelsong ist in vielerlei Hinsicht sogar noch besser, während das elektronisch pluckernde ‚Subtraction‚ sich Zutaten von Sanchez-Solospielwiese The Prizefighter Inferno borgt, diese aber eigentlich sogar deutlich besser zur Wirkung bringt. ‚Key Entity Extraction IV: Evagria the Faithful‚ verbirgt Soul-Absichten in seinem feinen Pop, ‚Key Entity Extraction III: Vic the Butcher‚ hofiert den Metal mit gniedelnder Gitarre. Der Prog ist hier nicht mehr nur Prog um seiner selbst Willen, altbekannte Melodieansätze finden in neuen Formen wieder zurück in die Spur, aus der sich Coheed and Cambria spätestens nach ‚Good Apollo, I’m Burning Star IV, Volume One: From Fear Through the Eyes of Madness‚ ein wenig verloren haben – was daran liegen mag, dass von Produzent Michael Birnbaum bis Ur-Schlagzeuger Josh Eppard wieder die gesamte Manchaft der ersten drei Alben versammelt ist.
Ein wenig fallen in der ansatzweisen Kompaktheit (trotz eingestreuter, die Handlung vorantreibender Dialogszenarien und sich über mehrere Kompositionen aufteilende Songparts) die bisher noch jedes Album bevölkernden Über-Songs weg, das sechste Studioalbum der Band entlässt hungrig. Da dies jedoch zugunsten des ersten Coheed and Cambria Werkes seit Jahren geschieht, welches allzu abstruse Längen und Totalausfälle (selbst der anbiedernde Party-Rock von ‚Key Entity Extraction II: Holly Wood the Cracked‚ funktioniert im Kontext) weitestgehend ausklammert, die Freude am aberwitzigen Stilmix um Heliumstimme Sanchez also hervorhehebt, nimmt man die gleichförmige Souveränität von ‚The Afterman: Ascension‚ nur zu gerne in Kauf. Zumal sich spätestens nächstes Jahr ohnedies wieder ein erschlagendes Gesamtwerk daraus ergeben wird.
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