Codespeaker – Codespeaker
Es zeugt nicht alleine von purer Hartnäckigkeit, wenn man wie Codespeaker fünf Jahre an einem Debütalbum arbeitet, das sich letztendlich in jenem entwicklungsresistenten Genre verortet, in dem Cult of Luna seit einer Dekade gefühlt ohnedies alles essentielle im Alleingang erzählen.
Gemeinsam mit Pedram Valiani (Frontierer) muß dem Quintett aus Edinburgh in Schottland wohl trotz der langen Vorlaufzeit (und ungeachtet etwaiger mutmaßlicher Release-Verzögerungen seit 2019) eben stets bewusst gewesen sein, dass sich Vehemenz bei diesem Material auszahlt. Weil Codespeaker den nach allen Regeln der Genre-Kunst verinnerlichten Post Metal (ungefähr im assoziativen Spannungsfeld des Isis-Erbes sowie des Hohheitsgebietes von The Ocean spielend) auch ohne innovatives Element keineswegs redundant pflegt: Alleine physisch bringt man mit angespannten Schlagadern brüllend und dem monströsen (gleichzeitig aber doch auch extrem definiert agierenden) Sound das nötige Gewicht mit, das eine absolut kompetente Präsenz ermöglicht – die Performance sitzt zwingend und die Inszenierung packt.
Wichtiger als das handwerklich bestechende Auftreten der überzeugenden Form ist aber freilich die inhaltliche Substanz – und die liefert mit einem Händchen für Dynamiken, klasse Songwriting und markante Szenen im Eklektizismus einfach ab.
Carthage platzt düster grummelnd aggressiv mit heroischer Kante auf, skandiert nach kurzer Atempause mit imposant doomigem Sludge-Volumen, bevor Dagon seine tolle Balance zwischen Melodie, Atmosphäre und Heaviness mit viel Drive in die Auslage stellt – und die Zügel hinten raus bis zum heftigen Nackenbruch anzieht, dabei aber zwischen den Zeilen eine fernöstliche Psychedelik hofiert. Das kontemplative Fraktur geht den Druck ruhiger lichtend mit latentem Grunge-Vibe gar gen YOB, und wie herrlich der knackig-knusprig brutzelnde, fuzzy Gitarrensound mit seinen Alternative Metal-Facetten ist, muß man zu diesem Zeitpunkt der Platte nicht mehr zusätzlich unterstreichen.
Zumal auch die emotionale Spannweite passt: Chartists ist ein giftiges Ventil mit bockstarken Riff, das in eine grandios dringliche Math-Manie verfällt, während das melancholische Pyrrhic die Agonie wählt.
Nachdem sich Architeuthis als Zwischenspiel nach seinem introspektiv zurückgenommenen Beginn (etwas generisch und formelhaft für manche Songsstrukturen des Albums stehend) in der ziellosen Katharsis vertändelt, wächst Codespeaker aber sogar noch eine Stufe höher hinaus.
Vrodi kommt als Highlight mit Klargesang aus dem Alternative Metal, kippt dann in einen Mahlstrom, dessen Drums das Postrock-Panorama beschwören, und der Song im erhebend angedeuteten Gemeinschaftsgefühl mündet. Weniger speziell, aber an sich kaum schwächer: der phasenverschoben groovende Monolith Oriflamme und Hiraeth, das erst einen funky slappenden Bass addiert, dass Spannungen mit tänzelnder Vehemenz aufbaut und sich schließlich in einen Sturzbach aus heftigen Riffs fallen lässt. Dass die 45 Minuten dieses Debüts danach zu abrupt abgedreht werden, kann man der auf Betriebstemperatur angekommenen Band schon durchgehen lassen – wenn da (idealerweise wohl nochmal im Verbund mit den kongenial passenden Outlier Studios) möglichst bald Nachschub ansteht.
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