Code Orange – The Hurt Will Go On
Wahrlich, The Hurt Will Go On – in Form zweier neuer Songs sowie eines Remixes: Code Orange malträtieren die Gunst der Stunde und nutzen auch die Connections ihres neuen Labels, um das heiße Eisen nach dem 2017er-Ungetüm Forever weiterzuschmieden.
Das Artwork haben sich die Pittsburgher kurzerhand bei der [amazon_link id=“B00O4Z8PIG“ target=“_blank“ ]Kooperation[/amazon_link] von Merzbow und Full of Hell geklaut, abseits davon arbeiten sie jedoch mit Hochdruck daran, ihren eigenwilligen Sound auf die Spitze zu treiben.
Dennoch ist die Assoziation hinsichtlich des Artworks exemplarisch, wenn auch in umgekehrter proportionaler Relation: Wo die Grind-Derwische Full of Hell sich absolut homogen mit dem Wahnsinn des an den Schalktkreisen schraubenden Noise-Terroristen aus Japan verbunden haben, versuchen auch Code Orange den elektronischen Aspekt in ihrem Sound ebenso markant herauszustreichen – verlieren auf The Hurt Will Go On jedoch ein gutes Stück die Perspektive für Maß und Ziel aus den Augen. Wo die Eckpunkte Metal, Industrial und Hardcore schließlich schon auf Forever mit einer polarisierenden Frontalität aufeinander losgelassen wurden, glitchen die digitalen Effekte nun mit einer übersättigen könnenden Penetranz in das Songmaterial.
3 Knives wirft in seine ersten 10 Sekunden Ansätze für 4 Songanläufe, bollert seinen Hardcore schon bald so verspult mit nackenbrechend brüllender Intensität und durch einen brutalen Breakdown-Wellengang. Aus den Händen von Will Yip und Kurt Ballou klingt das Monstrum natürlich wieder fett, hätte so auch im Kontext von Forever schlüssig gezündet und sampelt hinten raus gar Duran Duran, Hungry Like the Wolf: „I’m on the hunt/ I’m after you„.
Passt so, gerade als Weiterleitung. Allerdings wirken die elektronischen in den Songs hackenden Störgeräusche schon hier manchmal etwas zu aufgesetzt, buhlen zu selbstgefällig randalierend um Aufmerksamkeit. In den schwächsten Momenten hat dies einen beinahe konterkarierenden Effekt und läuft Gefahr, den ohnedies bis zum Maximum angezogenen Brutalitätslevel geradezu persiflierend anzuziehen. Das Quintett muss aufpassen, nicht die Balance zwischen identitätsstiftenden, den Song an sich förderden Kompositionsbausteinen und karrikierend überzogenem Gimmicks aufzugeben. Insofern sind Code Orange spätestens jetzt wohl an einem (weiteren) Scheidepunkt in ihrer Karriere angekommen.
The Hunt übernimmt dort ansatzlos. Der Track wirkt maschineller angetrieben, lässt Elektroden als ausschmückendes Element aufblitzen, brettert mit metallischem Riff über einen Effektefleischwolf, der Refrain zeigt eine bisher ungekannte Griffigkeit und lässt die Synthies in den Nu Metal (Marke: Orgy oder Videodrone im rasenden Hassbatzenmodus) heulen. Der Gastauftritt von Stone Sour und Slipknot-Sänger Corey Taylor, mittlerweile ja ein Labelkollege, kommt da der Faust aufs Auge gleich und fügt sich mit einer rundum überzeugend harmonierenden Selbstverständlichkeit in das Spektrum von Code Orange.
Dennoch: Spätestens im letzten Drittel, einem virenverseucht die Festplatte zersetzenden Appendix, droht das attackierende (eigentlich relativ straight agierende und sogar mit Solopassagen aufwartende ) Gemetzel abermals zu willkürlich zerschossen. Weniger wäre da definitiv mehr.
In sich stimmiger funktioniert danach zwar der abschließende Shade Remix des titelstiftenden Albumtracks. Auch wenn der Eindruck bleibt, als wären hier verschiedene Passagen leidlich nahtlos verscharubt worden: Ein atmosphärisch brütender Ambienttrack mit dämonischer Vocalverfremdung, rhythmisch und perkussiv, martialisch und beunruhigend, mit neonfinster aufmachendem Finale, das wohl auch Trent Reznor und Atticus Ross gefallen wird. Nicht nur durch das abrupte Ende entlässt der Closer aber auch teilnahmslos, sondern wirkt generell ein wenig ziell- und ratlos. Als wüssten Code Orange momentan selbst noch nicht genau, wo der weitere Weg die Ausnahmeband hinführen könnte.
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