Clutch – Weathermaker Vault Series (Volume 1)

von am 20. November 2020 in Compilation

Clutch – Weathermaker Vault Series (Volume 1)

Clutch versammeln die seit Mitte 2019 veröffentlichten digitalen Singles der Weathermaker Vault Serie nun auch als Album geballt. So funktionieren die knackigen Southern Rocker sogar noch besser.

Die Compilation schmeichelt im Speziellen so vor allem der Rhythmussektion der Band, die jeden Song so knackig trocken und präzise mit einem absolut unwiderstehlichen Groove unterfüttert, der alleine für Mehrwert genug sorgen wird, dass man die versammelten 39 Minuten als Fan neben der Festplatte auch im Regal haben möchte.
Überhaupt ist das Zielpublikum der Weathermaker Vault Series deutlich definiert: unersättliche Clutch-Anhänger, gerade solche, die sich zwei Jahre nach dem bärenstarken Book of Bad Decisions näher mit der Vergangenheit der Band auseinandersetzen wollen. Entweder covert sich das Quartett hier durch einige seiner Einflüsse, seine eigene Diskografie – oder im Falle von Algo Ha Cambiado gewissermaßen beides: Den Pappos‘s Blues-Song hatten sich Clutch bereits 2009 auf Strange Cousins from the West vorgenommen, diesmal spielen sie ihn noch ein wenig zackiger gestrafft und abgehakt. Geht klar.

Das restliche (Fremd)Material bewegt sich in einem ähnlich überschaubar inspirierten, aber weitestgehend effektiven Rahmen. In Evil assimilieren Clutch die Essenz von Willie Dixon aus der Perspektive von Cactus lässig, aber mit eng angezogenen Schrauben, die Gitarre darf strawanzen. CCRs Fortunate Son wird dann exakt entlang der Erwartungshaltung aufbereitet, hält also keine Überraschungen im konventionellen Druck, zeigt aber einen tollen Drive, der einfach Spaß macht. Nur Precious And Grace aus dem Fundus von ZZ Top gelingt dann doch eher langweilig, auch wenn irgendwann die Handbremse gelöst wird.
Ähnlich semi-spektakulär für die Erweiterung hauseigene Clutch-Katalogs gerät dann genau genommen nur die Neueinspielung des Titelsongs der 1992er-EP Passive Restraints zu der ein theatralischer Randy Blythe absolut toll passt.

Die übrige Symbiose aus Frischzellenkur und Verneigung macht allerdings auch kaum etwas falsch. Das fanatische Electric Worry (vom 2007er Album From Beale Street to Oblivion) zeigt einen zwingenden Roadhouse-Blues, der immer wieder aus dem Beinahe-Stillstand ultracool auf das Gaspedal tritt und ein Hit bleibt, in Run, John Barleycorn, Run (ursprünglich 2014 auf einer limitierten Record Store Split mit Lionize erschienen) langt der sinister lauernde Refrain heavier zu. Spacegrass vom selbstbetitelten 1995er-Langspieler rezitiert roborterhaft das Stakkato und kühlt sich bis zum atmosphärischen Bass hinab, lässt sich in Schüben gehen und spendiert gar ein freche Solo. In Smoke Banshee (bisher 2001 auf Pure Rock Fury) stellt der doomige Beginn keine Blockade für all den Spielwitz, all die Dynamik dar und Willie Nelson (von Slow Hole To China: Rare And Unreleased aus dem Jahr 2003 gönnt sich neben Shawna Potter als Gast gar Cowbells und soulige Chöre in den Arrangements.
Unbedingt essentiell ist das alles dann freilich dennoch keinesfalls; aber ein kurzweiliger Impuls für lange angefixte Jünger von Neil Fallon und Co. – mehr noch aber ein dankbarer Einstieg für Neuankömmlinge. Das kann man nach 30 Jahren im Business also durchaus bringen.

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