Cloud Nothings – The Black Hole Understands
The Black Hole Understands – mag schon sein. Lockerer und unangestrengter jenseits aller Finsternis plätschernd agierten Cloud Nothings bislang allerdings noch nicht.
Dylan Baldi legt 2020 einen ziemlichen Produktionsschub hin, egal ob solo oder im Kooperationsmodus. Selbst die Quarantäne Zeit der Corona-Pandemie hat er nach unzähligen Live-Bootlegs für eine spontan entstandene neue Cloud Nothings-Platte genutzt, die er unter Mithilfe von Drummer Jayson Gerycz kurzerhand in Heimisolation einspielte.
Dass sich der Clevelander zuhause keinen dicken Kopf machte, Negativismen offenbar außen vor und den Dingen unangestrengt ihren Lauf ließ, scheint nun angesichts von The Black Hole Understands überdeutlich: Zwei Jahre nach dem starken Last Building Burning hat Baldi beinahe allen kantigen Post Hardcore aus einem nunmehr deutlich helleren Sound verbannt, der softer, cleaner und aufgeräumter ausnahmslos am eingängigen Indierock und nonchalanten Sommer-Semi-Ohrwürmern interessiert ist – und diesbezüglich durchaus immer wieder schmissig abliefert.
Das zügige Doppel aus Story That I Live und The Sound Of Everyone eröffnet eingängig. An Average World hat ein funkelndes Space-Finale, nachdem sich die Harmonien immer wieder nervig nach oben schrauben. A Silent Reaction ist ein Singlekandidat, der nervig fistelt. A Weird Interaction kräht zuletzt nach einem nette Singalong samt kurzweiliger Hook, The Mess Is Permanent hätte eine Hit sein können und Right On The Edge ist zumindest ein okayer Singalong, bevor das hibbelige The Black Hole Understands ohne Funken funktionieren will.
Allerdings krankt The Black Hole Understands daran, dass nahezu alle diese catchy Nummern praktisch unmittelbar nach dem Konsum in der latenten Egalität zwischen einer Instant-Vertrautheit und aufdringlichen Langeweile bereits wieder vergessen sind. Eine Ursachenforschung diesbezüglich fördert zahlreiche Wurzeln des Übels zutage.
So locker Baldi die zehn Nummern auch von der Hand gehen mögen, so unangestrengt das Duo unverfänglichen Spaß zu haben scheint, entwickeln die versammelten 30 Minuten weder in Summe, noch im Detail, relevantes Gewicht; nicht emotional, nicht von der physischen Präsenz her. Das liegt auch an einer Produktion, deren Mix vollkommen zwanglos Schwerpunkte unpräzise und ohne Pointe verwässert, nur lasche Energieeffizienz bietet, während die Performance kein bisschen Angriffslust zeigt. Vor allem singt Baldi dazu in enervierender Lage intonierend penetrant süßlich, bemüht zart und versöhnlich, als dürfte er nur ja nicht zu laut werden. Im Umkehrschluss sucht man jedwede Power, Dringlichkeit oder Druck vergeblich.
Das führt rund um bessere B-Seiten wie dem absolut beliebigen Memory Of Regret oder dem redundanten Totalausfall Tall Gray Structure (das aus dem Nichts kommend aufblendet und dann eine unverbindliche Instrumental-Skizze darstellt) zu einer absolut enervierenden Platte. Zumal so deutlich durchscheint, dass The Black Hole Understands unter regulären Bedingungen und mit mehr inszenatorischem Feinschliff (oder zumindest einem schwungvollen Tritt in den Hintern) wohl den gängigen, hohen Cloud Nothings-Standards problemlos entsprechen hätte können. So aber packt Baldi auf Sparflamme einfach nicht. Dies lässt The Black Hole Understands zwar nicht unbedingt automatisch zu einem schlechten Album werden, sicher aber – angesichts des in Aussicht gestellten Potentials – zu einem absolut frustrierenderen. (Ergo: Bitte eine Neuaufnahme nach (…) Corona!)
1 Trackback