Cigarettes After Sex – X’s
Die (auch mit einigen Standalone-Singes bespielten) fünf Jahre seit Cry haben Cigarettes After Sex praktisch keine neuen Tricks beigebracht: Greg González kocht den Sound des zweiten selbstbetitekten Debüts von 2017 für X‘s einfach schon wieder auf.
Warum auch nicht, der Erfolg gibt ihm schließlich Recht: Konnte die Band nach dem Release von Cry bereits mehrmals hintereinander die Wiener Arena füllen, bespielt man im TikTok-Zeitalter mittlerweile sogar (durchaus repräsentativ für den aktuellen Status der Band) die Stadthalle der Hauptstadt (was natürlich so gar nicht zur intimen Ästhetik und behutsam anschmiegenden Atmosphäre der Musik an sich passen will).
Dass sich X‘s nun also komplett überraschungsarm zu den beiden Vorgängeralben kuschelt (auch wenn etwa Tejano Blue dem Rhythmus und der prägnanteren Gitarre im Reverb etwas mehr Zug zugesteht; das abrupt beendete, aber vergleichsweise flotte Holding You, Holding Me griffiger und kompakter beschleunigt oder Baby Blue Movie sich stärker an The Xx orientiert, derweil die Bassläufe generell prägnanter in der Formel geworden sind), indem es verträumte Romantik mit einem gefühlvollen Minimalismus und horny Texten („We wanted to fuck like all the time/ And when you got back from your flight/ It was the first thing we did“) im Trademark-Scheitelpunkt von Slowcore und Dreampop gleichsetzt, verwundert insofern ebensowenig, wie die Tatsache, dass sich die Songs in der homogenen Masse abermals kaum auseinander differenzieren.
X‘s plätschert in der eigenen, melodisch behutsamen verführenden Komfortzone ohne Risiko extrem gleichförmig, was in der richtigen Stimmung wirklich angenehm passiv zu konsumieren ist, atmosphärisch einnehmend.
Konzentriert aufgenommen begnügen sich Cigarettes After Sex aber eben auch einmal mehr nur mit der sanften Variationen des immer selben klischeehaften Songs, was gerade auf Sicht betrachtet so spannend wie eine vom AI-Programm konstruierte Baukasten-Routine ohne Positionswechsel ist. In stagnierend genormter, getragener Schummrigkeit funktioniert X’s deswegen wahlweise wie ein zuverlässig balsamierender Ambient-Score an der Grenze zum egalen Durchzug – oder eine eine sich selbst kopierende Klangtapeten-Langeweile, bei der auch ein paar schlüpfrige Texte keine Reibungsflächen mehr erzeugen können.
Dass Cigarettes After Sex damit so oder so neuerlich damit durchkommen, ohne eine wirkliche Aversion gegen diesen MO zu erzeugen, ist dann eigentlich die einzige Sache, aus der man nicht ganz schlau werden muss.
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