Cigarettes After Sex – Crush
Knapp ein Jahr nach dem (zweiten) selbstbetitelten Debütalbum von Cigarettes After Sex legt Greg Gonzalez zwei übrig gebliebene Songs aus den selben Sessions nach, die sich keinen Milimeter aus der bisherigen Komfortzone aus weichgespültem Dreampop und zutiefst softem Slowcore entfernen.
All die etablierten Trademarks sind also ansatzlos vorhanden: Der melancholische Reverb und das entschleunigte Zeitlupen-Tempo, die verhuscht androgyne Stimme und ein romantisches Flair, das vor sexuellem Verlangen in der traumwandelnden Ästhetik schmachtet. Insofern eine zwiespältige Angelegenheit.
Hat man sich schließlich bereits auf dem Debüt (bzw. genau genommen ja bereits auf den davor veröffentlichten Kurzformaten) einen solch einen charakteristischen Sound verpasst, wie das Gonzales mit dem offiziellen Einstand seines zum vollwertigen Kollektives angewachsenen Projektes Cigarettes After Sex getan hat, fällt natürlich alles mit der Qualität des Songwritings. Und wo das Doppel aus Crush und Sesame Syrup praktisch ansatzlos dort weitermacht, wo Cigarettes After Sex nach so ausformulierenden wie betörenden 48 Minuten endete, liegt genau hier das Problem der beiden „neuen“ Songs – sie fühlen sich weitestgehend wie recycelnder Déjà-vus an, die hinsichtlich Melodie, Harmonien und Strukturen praktisch aus dem exakt selben limitierten Pool abgeschöpft worden sind, wie die bisherige Diskografie von Gonzales.
Vielleicht rücken die beiden Singlestücke den Bass etwas mehr ins Zentrum des Sounds und die Gitarren noch weiter in den nebulösen Hintergrund, agieren lyrisch direkter als die Albumnummern („Can’t wait to feel your love inside me now/ We’ll have a drink or two and we’ll go to your house/ I wanna fuck your love slow“ oder „And we fall asleep to the scent/ Sleep to the scent of long stemmed roses/ Always dreaming of sex/ Dreaming of sex on the ceiling„), doch im Grunde sind die hier versammelten 10 Minuten derart selbstreferentielles Business as Usual, das sich die beiden Tracks eher wie Variationen einer archetypischen Komposition anfühlen, die Gonzales nunmehr etwas mehr als ein Duzend Mal neu interpretiert.
Wodurch Crush und Sesame Syrup im Albumkontext als Versatzstücke so unheimlich bekannt scheinender Bausteine keine unbedingte Bereicherung für die Platte gewesen wären, qualitativ vergleichsweise auch dezent abfallen, aber eben auch niemandem wehgetan hätten. Durchaus symptomatisch.
Denn selbst wenn man sich rein grundsätzlich und mit Fanbrille nur zu gerne in die erzeugte Atmosphäre und wunderbare Stimmung von Cigarettes After Sex bettet, beginnt der immer gleiche MO langsam aber sicher seine Ermüdungserscheinungen entlang eines vorhersehbaren Songwritings zu zeigen, das hier eben an der Grenze zur Erschöpfung pendelt. Wirklich böse will man Gonzales dafür aber nicht sein (gerade in Form einer das Archiv leerenden Single, die so ja vielleicht Altlasten vor einer möglichen Evolution abarbeitet), sondern suhlt sich noch einmal wohlwollend (und zwischen den Punkten deswegen aufwertend) mit einem gewissen Nostalgiegfaktor in dieser soliden Wohlfühlzone. Spätestens jetzt scheinen Cigarettes After Sex in dieser Pose aber alles gesagt zu haben.
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