Cigarettes After Sex – Cigarettes After Sex

by on 19. Juli 2017 in Album

Cigarettes After Sex – Cigarettes After Sex

Vielleicht nicht der Soundtrack für alle Lebenslagen, aber mehr als nur ein Kopfkino-Aphrodisiakum vor dem Schäferstündchen: Cigarettes After Sex schmeicheln sich mit einem gleichförmig plätschernden und elegisch fließenden Ambient-Pop/Slowcore-Anästhetikum in verträumte Gehörgänge.

Seit der Gründung 2008 hat sich Anführer Greg Gonzalez Zeit gelassen, um nach der ersten EP [amazon_link id=“B01MSYCWUT“ target=“_blank“ ]I.[/amazon_link] (2012) und einigen Single-Veröffentlichungen rund um das REO Speedwagon-Cover Keep on Loving You, das erste Studioalbum seines Internet-Liebkindes Cigarettes After Sex zu veröffentlichen. Parameter wie Eile oder Druck werden vom Mann aus El Paso folgerichtig auch auf dem selbstbetitelten Debüt seiner nominellen Band weiterhin konsequent umgangen: Der bedächtig zwischen zeitlosem Ambient Pop, durch die Nacht schleichendem Slowcore und verwaschenem Dreampop tröpfelnde Sound von Cigarettes After Sex ist nämlich tiefenentspannt. Vollkommen entschleunigt und beinahe sedativ lässt er seine hallschwangeren Melodien unaufdringlich ins Unterbewusstsein treiben.
Die Gitarren legen sich dafür im Dämmerlicht der frühen Morgenstunden bedächtig in den zärtlich schunkelnden Rhythmus eines kaum greifbaren Schlagzeuges und in wattierte Synthieflächen, bewegen sich mit geschlossenen Augen und eng umschlungen schwofend in sehnsüchtiger Melancholie durch einen ätherischen Nebel. Die androgyne Stimme von Gonzalez schwebt in der umspülenden Produktion schmeichelweich über (und vor) dem delirianten Wohlklang all der elegischen Romantik.

Das ist zu jedem Zeitpunkt zärtlich vorgetragene Verführung in Zeitlupe, behutsam und betörend. „I remember when I first noticed that you liked me back/ We were sitting down in a restaurant waiting for the check/ We had made love earlier that day with no strings attached/ But I could tell that something had changed how you looked at me then“ singt Gonzalez gleich zu Beginn, „Each time you fall in love/ It’s clearly not enough/(…/ And each time you kiss a girl/ You never know what it’s worth/ You say all of the words they wanna hear/ It isn’t real“ ein wenig später.
Er bewegt sich inhaltlich stets zwischen diesen Polen des frisch verliebten Schwärmens und der leisen Resignation eines gebrochenen Herzens, lüftet dafür aber niemals das formelhafte Songwriting von Cigarettes After Sex, das seine gleichförmige Gangart hinsichtlich der Strukturen, der Dynamik und des genormten Tempos beinahe zum Stilmittel erhebt.

Wo das bereitwillige Hantieren mit Klischees jedoch schon mit dem Bandnamen obsolet wird, kann die sphärische Stimmungsmusik der Band deswegen freilich nur zu leicht als eine kaum abwechslungsreiche und damit langweilende Gratwanderung ohne erkennbares Spannungsfeld wahrgenommen werden, das die 47 Minuten der Platte zu einem variationslosen Ganzen zusammenfließen lässt.
Selbst nach mehreren Durchgängen differenzieren sich die balladesken Popsongs nur bedingt voneinander, jeder funktioniert nach dem selben Prinzip – Marke: kennt man einen, kennt man alle. Gonzales dirigiert seine Mannen mit minimalistischen Mitteln damit in ähnliche Genre-Schemen wie etwa Beach House sie nutzen, schöpft die darin liegende stille Magie aber ähnlich geduldig ab und führt sein Songwriting auf Albumlänge runder zu Ende, als bisher. Die zehn Songs wachsen in der homogenen Atmosphäre von Cigarettes After Sex und lullen irgendwann nicht mehr nur ein, sondern ziehen in einen relaxt säuselnden Bann, in den man sich von Mal zu Mal ein wenig mehr verliebt.

Während Gonzalez gleich vorab Wind aus den Segeln nimmt und erklärt, dass er kein Problem darin sähe, mit Cigarettes After Sex als Einschlafhilfe zu fungieren, schälen sich deswegen irgendwann sogar doch noch kleine herausragende Momente aus der einheitlichen Masse. Das lange bekannte K. etwa ist ein schlurfender Ohrwurm – wenn man ihm nur genug Zeit gibt! -, das wundervolle John Wayne ebenso. Sunsetz oder Apocalypse leben von einer subtilen Eleganz und Each Time You Fall in Love legt sich in seine Synthiedecke, die erst nach Lynch’eskem Twin Peaks-Flirt klingt, dann aber über seine schüchtern flimmernden Gitarren glimmert, als hätten The Antlers sich an Savoy Grand gekuschelt.
Immer wieder schmiegt Gonzalez sich an unscheinbare Hooks und kleine, einfache Kniffe, die irgendwann ohne jedes Spektakel hängen bleiben und letztendlich vor allem auf der Gefühlsebene exzellent nachwirken. Nichtsdestotrotz ist Cigarettes After Sex wohl nur Musik für gewisse Momente – dann aber das mitunter vielleicht liebevollste Delirium des Jahres.

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