Church Tongue – You’ll Know It Was Me
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Nach seinem Einstieg bei Knocked Loose ist Nick Calderons Stammband Church Tongue ein wenig aufs Abstellgleis geraten. Nun wird ihr mit prominenter Unterstützung durch die You’ll Know It Was Me EP wieder mehr Priorität eingeräumt.
Originalitätspreise verlangt die Band aus Indianapolis dafür neun Jahre nach ihrem bisher einzigen Studioalbum (respektive zweier danach noch veröffentlichter Kurzformate) keine – dafür aber Kudos in Sachen handwerklich anstandslos abliefernder Effizienz. Die 18 Minuten von You’ll Know It Was Me setzen den Hebel im mathaffin die Muskeln spielen lassenden Hardcore nämlich ohne falsche Zurückhaltung an, funktionieren über der reinen Zweckmäßigkeit und schraffieren ihr kraftvolles Spiel inhaltlich zumindest phasenweise mit den nötigen Kniffen abseits der ziemlich generisch gestrickten Praxis.
Wie der Moshpit in Heart of Darkness galoppiert, macht also auf gar nicht nur stumpfe Weise Bock, der verzweifelt eingeworfene Backing Shouts für kurze Augenblicke etwas mehr emotionalen Kontrast in der Brutalität geben und dort, wo ein melodischer Chorus stehen hätte können, einen stoischen Breakdown walzen lassen. Auch das schön kompakte One Hand Wrapped Around the Sun gönnt sich catchy eingeworfene Fetzen nur als rasante Facette, drückt generell vertrackter auf die Tube und bietet massive Headbang-Möglichkeiten, bevor Bury Me (One Thousand Times) thrashig zum Beatdown-Bollo-Finale tackert und die zweckmäßigen Riffs unterhaltsam einhämmert.
Das können andere freilich besser, spezieller, aufregender und individueller – Church Tongue stemmen den Job aber gerade auch durch eine gewisse Glanzlosigkeit souverän.
Nachhaltigere Eindrücke hinterlassen dennoch die von Gästen geprägten Songs der als Konzeptwerk über die Liebe verstanden werden wollenden Platte.
When It Betrays schiebt Dillinger’esk knüppelnd Panikattacken, damit Twitching Tongues’ Taylor Young einen melodischen Spoiler auf das raue Heck der Nummer setzen kann und hinten raus eine Art 90er Tough Guy-Attitüde mit Groove Metal-Flair injiziert. The Fury of Love verneigt sich vor You Fail Me und Prone Mortal Form, um unausgegoren am Gaspedal zu mäandern, bis die letzten Meter durch Crystal Pak (Initiate) eine hysterische Prägnanz bekommen.
Und dann ist da natürlich auch noch der Titelsong-Closer als ambitioniertester Track. Der beginnt mit gezupften Acoustic-Einstieg dunkel und atmosphärisch auf einem ganz anderen Intensitäts-Level als der restliche Verlauf, langsam und bedächtig. Zwar wird das mit angespannten Halsschlagadern in Grund und Boden gebrüllt, doch im Grunde haben wir es hier mit einer Art Ballade samt Alternative Rock-Tauglichkeit zu tun… die vom greinenden George Clark in den Deafheaven’schen Black Metal-Blast verführt wird, um auf einer hymnischen Balustrade zu gestikulieren.
Da ist die Fallhöhe gleich eine ganz andere für die Band – und die Messlatte dafür gesetzt, was es grundlegend von Church Tongue zu erwarten gilt.
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