Church of Misery – Born Under a Mad Sign
An ihre Heydays mögen die doomigen True Crime Stoner von Church of Misery weiterhin nicht anschließen können – besser als auf Born Under a Mad Sign waren die Japaner allerdings schon lange, lange Zeit nicht.
Die annähernde Rückkehr zur alten Form lässt sich sieben Jahre nach And Then There Were None zu einem Gutteil mit einem Blick auf die Personalien klären: Bassist und Songwriter Tatsu Mikami ist mittlerweile das einzig verbliebene Gründungsmitglied der Band, für die er derzeit Ur-Sänger Kazuhiro Asaeda (den man bisher zumindest auf der 2007er Veröffentlichung Vol I. hören konnte) sowie von Eternal Elysium dessen Ex-Bassist Toshiaki Umemura als Drummer nebst aktuellen Vorstand Yukito Okazaki als Gast-Gitarrist rekrutiert hat.
Ein Gefüge, das weitestgehend großartig klingt. Asaeda singt mit einer Art heiseren Verzweiflung, sardonisch angestrengt drückend. Daneben groovt eine Band herrlich heavy und verranzt tight, dreht den Sendersuchlauf mit altbewährtem Blick zu menschlichen Gräueltaten auf den längst bekannten Empfänger zwischen Electric Wizard und Goatsnake, schüttet ein über die volle Distanz fesselndes Füllhorn an geilen Riffs und starken Hooks aus, und suhlt sich in einem an sich traumhaft dreckigen, rohen, bluesig verstaubten Sound, der eigentlich archaisch und asketisch auf das Wesentliche beschränkt ordentlich Volumen mit Fleisch auf den Rippe hat, mit massiger Kraft die morastigen Saiten giftig aufgehen lässt, dabei aber die Drums phasenweise nach E-Plastik zumindest ambivalent inszeniert – vor allem in Most Evil (Fritz Harmann), in dem Asaeda wunderbar soulig in der Black Sabbath-Kirche croont.
Dass Mikami zuletzt wieder ordentlich Feuer gefangen hat (respektive seinen Brot-Job in der Pandemie verlor und damit plötzlich massig musikalische Zeit hatte) ließ sich ja 2022 bereits über die Wiederbelebung von Sonic Flower erahnen. Doch unterstreicht Born Under a Mad Sign dieses Funkenfang in Sachen Inspiration sogar noch deutlicher, indem Church of Misery ihr zwingendstes, auch am nachhaltigsten hängen bleibendes Material seit Jahren vorlegen, dem man höchsten vorwerfen könnte, dass man derartiges von der Band schon noch besser gehört hat (nämlich vor allem auf ihren frühen Meisterstücken Master of Brutality und The Second Coming – sowie natürlich der nahezu perfekten Early Works Compilation).
Insofern adelt Mikami die Geschichte von Church of Misery hier durch ein Album, das an sich solide Stoner-Doom-Kompetenz zur formvollendeten Kunst erhebt, indem selbst ein relativer Standard wie das trocken malmende, seine Zügel immer neu anspannende Come and Get Me Sucker (David Koresh) ein Niveau bietet, für das ein Gros der Konkurrenz ihre Mütter verhökern würde, während sich sonst jeder Song den einen oder anderen Geistesblitz gönnt – was Born Under a Mad Sign dann eben zu mehr als purem Genre-Schaulaufen macht:
Beltway Sniper (John Allen Muhammed) spendiert seinem Abgang etwa eine elegische Lead-Heroik, derweil Freeway Madness Boogie (Randy Kraft) mit einer Extraportion Fuzz betont schmissig und straight am Highway nach vorne geht und Murder Castle Blues (H. H. Holmes) das Tempo und die Lautstärke mit latentem Lemmy-Feeling als dynamischer Kontrast drosselt – sich für sich stehend schon fast ein bisschen zu träge in seinen Stoizismus lehnt, aber damit nicht nur dem Albumfluß dient, sondern außerdem im letzten Drittel ohnedies nochmal derart Gas gibt, dass keine Ermüdungserscheinungen zustande kommen.
Spoiler erfüllt die Position des traditionellen Coversongs besonders herausragend, indem die Haystacks Balboa-Nummer mit schimmernder Psych-Orgel zum proggigen Jam mutiert, bevor Butcher Baker (Robret Hansen) besonders episch motiviert aus der Roadhouse Bar in die Wüste marschiert. Exakt entlang der Erwrtungshaltung bedeutet auf Born Under a Mad Sign stets über der Erwartungshaltung, was weniger über die schwierigen 10er-Jahre der Band aussagt, als vielmehr für die aktuele Form von Church of Misery spricht.
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