Christian Fitness – This Taco is Not Correct

von am 27. September 2016 in Album

Christian Fitness – This Taco is Not Correct

Nichts neues an den vielen Fronten des Andy Falkous: Auch This Taco is Not Correct spielt allen Erwartungshaltungen in die Hände und liefert das gewohnte Wechselspiel aus nur zu bekannten Litaneien und funkensprühenden Gemeinheiten, korrigiert die Formkurve von Christian Fitness aber klammheimlich doch ein Stück weit nach oben.

Dass das mittlerweile dritte „One Man Band„-Album von Falkous unter dem Christian FitnessBanner von vornherein einen schweren Stand erträgt und eingangs ohne Euphorie als Rückenwind auskommen muss, hat dann natürlich etwas mit der Tatsache zu tun, dass seine Stammband mit The Peace and Truce of Future of the Left erst unlängst ein besonders starkes Lebenszeichen abgeliefert hat; auch damit, dass ausgerechnet Future of the Left-Bassmonster Julia Ruzicka justament zeitgleich ihr Solodebüt als This Become Us angekündigt und Falkous mit Gastsängern von Black Francis (Pixies) bis Guy McKnight (von den unsterblichen The Eighties Matchbox B-Line Disaster) aufmerksamkeitstechnisch indirekt den Rang abgelaufen hat. Vor allem aber liegt es an dem Eindruck, der sich unmittelbar nach dem Erstkontakt mit This Taco is Not Correct einstellt: Man kennt das aufgefahrene Programm von Christian Fitness dann eben doch bereits zur Genüge von den beiden Vorgängern I am Scared of Everything that isn’t Me und Love Letters in the Age of SteamChristian Fitness bleiben bis auf weiteres eine fast schon konservativ die etablierten Trademarks bedienende Plattform für Falkous.

Was man dann nur zu leicht gleichermaßen als qualitätskonstante Zuverlässigkeit feiern, oder als ermüdende Redundanz anprangern kann. Wie auch bisher liegt die Wahrheit jedoch einerseits irgendwo zwischen diesen beiden Polen, wenn Falkous und seine vertonten Text-Kotzattacken immer wieder diese Momente gelingen, für den man den inoffiziellen Noise Rock-Papst schlichtweg lieben muss. Und andererseits lohnt sich das Dranbleiben diesmal ohnedies noch deutlicher als bisher: Nicht nur der Sound der Platte ist im Vergleich zu den Vorgängern massiver, aufgeräumter und wuchtiger ausgefallen, auch die Songs an sich geraten Falkous deutlich inspirierter und zündender – selbst wenn etwa der wüst eröffnende Dampframmensprint Donald Got a Train und der gelöst in den Pit schunkelnde Ohrwurm Closer More Skin for the Skin-Eaters trotz umgekehrt proportionaler Fröhlichkeit ihre DNA geradezu demonstrativ aus dem selben Baukastenprinzip ziehen.

Das fiese Happiness is not for Amateurs knarrt mit seinem räudigen Bass etwa über stolpernde Drumhügel, flirrendes Gitarrenfeedback sowie einen hypnotisierenden Falkous und ist trotzdem noch verdaulicher als das hibbelig stichelnde Grunge-Delirium Date Celebrities or Die; Your Favourite Band Wants You Dead macht nicht nur die muntere Slogankanone, sondern liefert endlich wieder einen handfester Ohrwurm ab; Direct Debit With Ray Winstone’s Disembodied Head hat in knapp 70 Sekunden reichlich Zeit für reißende Gitarrensaiten und I Swear I’ll Get Married in Those Ear-Rings ist einer dieser durch das Spukschloss schwofenden Orgelgroover, die Falkous so gerne auf seine Alben zementiert. Altbekannte Verhaltensmuster, ja – aber rundum stärker abgerufen. Da bleibt diesmal in Summe einfach so viel mehr hängen, kaum etwas fällt der Beliebigkeit anheim. Nur das bis zu diesem Zeitpunkt der Platte immer gleiche Wechselspiel aus rasanten und ruppig-zerhackt abgebremsten Songs in der Setlist droht allzu vorhersehbar zu langweilen – da kann The Tides & Jabs of Staying Hairy noch so noiseknarzend aus den Boxen mahlen und aus der Hinterhand plötzlich verträumte Harmonien zaubern.

Zumal Falco hinten raus auch alte Kritikpunkte aufwärmt: Der scharfkantig aus der Hüfte geschrammelte Alptraum-Dissonanz-Rock’n’Roll von Keeping Up with the Motherfuckers dreht sich ohne Ausweg nur um seine solide Grundidee, während Reggie Has Asbestos Training sich musikalisch ganz auf die routinierte Klasse des Walisers verlassen kann, letztendlich aber wohl vor allem existiert, um die Veröffentlichung der Texte  („When are you most likely to be caught speeding?/ 7:45 am records show/ And who will you be with?/ Your wife or your lover?/ Depends on who has custody of the Arrested Development boxset„) auch ohne funkensprühende Song-Idee zu legitimieren.
Spätestens mit Nummern wie der Badass-Coolness des am flockigen Post Hardcore kratzenden Bad Boys Die in the Bath oder eben dem so schmissigen More Skin for the Skin-Eaters kriegt einen Falco letztendlich aber doch noch mühelos – und hebt This Taco is Not Correct zudem gar um Haaresbreite zum bisher überzeugendsten Christian Fitness-Album empor.
An der grundlegenden Wahrnehmung ändert dies zwar nur bedingt etwas: Besser, weil unberechenbarer, fokussierter und weniger brutal auf giftige Pointen fixiert, wettert Falkous weiterhin im Kontext von Future of the Left (und freilich muss man an dieser Stelle bei der Ursachenforschung für den Formanstieg allerdings auch anmerken, dass Langzeitkumpel Jack Egglestone die Drums auf This Taco is Not Correct eingespielt hat). Doch spätestens jetzt etabliert sich die generisch bleibende Plattform Christian Fitness endlich auch über dem bisher installierten Eindruck des ungefiltert daherkommenden Resteverwertungs-Schauplatz.

07

CD / Download via Bandcamp

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