Chris Shiflett – Lost At Sea

von am 27. Oktober 2023 in Album

Chris Shiflett – Lost At Sea

Der mittlerweile auf Solopfaden als veritabler Country-Routinier etablierte Chris Shiflett hat in enger Zusammenarbeit auf allen Levels mit Jaren Johnston Lost at Sea aufgenommen. Auch wenn es sich meistens genau anders herum anfühlt.

Immerhin klingt das vierte Soloalbum des Foo Fighters-Gitarristen so distanzfrei direkt auf der The Cadillac Three-Essenz von Johnston gebaut, dass man unter anderen Umständen beinahe freche Plagiat-Gedanken verstünde. Was aber ja grundlegend keine schlechte Sache sein muss, wenn man die Stärken von Johnstons Band ohnedies zu schätzen weiß – zumal man auch Einflüsse von Whiskey Myers oder Jason Isbell in Lost at Sea lokalisieren kann.
Überhaupt ist es schwer, den nicht zu kurz dauernden 35 Minuten hier tatsächliche Vorwürfe zu machen: Shiflett hat eine kompetent gediegene, weitestgehend unaufgeregt ans Werk gehende, moderne Good Times-Country Rock-Platte mit Southern-Einflüssen (etwa im breitbeiniger zwischen Arena und Dancefloor stampfenden Overboard) und Heartland-Sprengseln (beispielsweise im, abgesehen von seinem zwanglosen Refrain, auch zur Tom Petty-Phase der Foos passenden Burn the House Down) aufgenommen, die auch abseits austauschbarer Genre-Formatradios wirklich niemandem wehtun wird – und per se wenig falsch macht.

Egal ob Shiflett und Johnston den munteren, flotten Grundton der Platte vorgeben (Dead and Gone) und am anderen Ende als Statement ebenso energisch nach vorne blicken (Parties), egal ob dazwischen Reggae‘eske Annäherung an die potentielle Sommer-Playlist von David Duchovny auftauchen (Damage Control) oder sich bluesige Schattierungen entspannt zurücklehnen (Where’d Everybody Go?), sich Weigh You Down und I Don’t Trust My Memories Anymore unkompliziert auf der Veranda zurücklehnen oder Carrie Midnight Texas Queen beinahe die uneilige Square Dance-Party probt.
Doch ist das harmlose Lost at Sea, und das ist eben das eigentlich Problem, dabei stets eine – sowohl musikalisch, als auch auf textlicher Ebene: die generischen Songtitel nehmen es vorweg! –  so reibungslos reizlose Angelegenheit, dass es schwer fällt, Gefühle in das Album zu investieren oder eine auch nur ansatzweise Katharsis daraus zu ziehen. Einigen wir uns also einfach auf: Middle of the Road Sea, aber durchaus im besseren Sinne?

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