Chris Cornell – No One Sings Like You Anymore
Drei Jahre nach dem Ableben von Chris Cornell hat dessen Witwe Vicky Produzent Brendan O’Brien ein posthumes Coveralbum basteln lassen. No One Sings Like You Anymore funktioniert dabei besser als erwartet.
Obgleich der Einstieg das schlimmste befürchten lässt. Das synthpoppige Get It While You Can (Janis Joplin) baut auf einen nervigen Loop und minimalistischen Beat, schrammelt im Refrain kurz unmotiviert auf, während Jump Into the Fire (Harry Nilsson) klimpernd-polternd einen rockigeren Weg versucht. Beiden Nummern haben gemeinsam, dass sie ihr ursprünglich einfaches Schema extrem simpel strukturiert in eine repetitive Vorhersehbarkeit ummünzen, gleichzeitig minimalistisch und überproduziert wirken. Die Stücke wirken billig konstruiert, als hätte man nachträglich Versatzstücke und einzelne Segmente unbeholfen um die unfertigen Aufnahmen von 2016 inklusive der Stimme von Cornell arrangiert – die dann wenig verwunderlich auch der Grund ist, warum die Sascha trotzdem überzeugen kann.
All diese Kritikpunkte wird No One Sings Like You Anymore im weiteren Verlauf nicht ablegen können. Gerade die konstant absolut unkreativ bleibende Rhythmusarbeit und uninspirierte, wenig detailverliebte und oberflächliche Inszenierung der Segmente lässt das Endprodukt zwischen den Zeilen doch wie eine kaum akribische Auftragsarbeit anmuten, wenn entweder Refrain oder Strophe meist banal stampfend an Bord holen wollen – oder beispielsweise der programmierte Chain-Gang-Beat in Showdown (das übrigens auch in dieser Version wie ein I Heard it Through the Grapevine-Ripoff des Electric Light Orchestra anmutet, aber außer seiner elaborierten Länge sonst wenig falsch macht) gleich die komplette Nummer monoton durchläuft, ohne Varianz zeigen zu wollen.
Nur wie im gelungenen Western-Lagerfeuer To Be Treated Rite (Terry Reid) mit seinem tollen Spaghetti-
Generell transportiert No One Sings Like You Anymore vor diesem formelhaften Hintergrund seine Qualitäten – zu gut ist das Songmaterial, zu schön sich alleine die Möglichkeit, Cornells Stimme noch einmal hören zu können.
Der stampfende Gitarren-Pop von Sad Sad City (Ghostland Obsevatory) sorgt etwa beschwingt für belanglos-gute Laune, zeigt eine kurzweilig-eindimensionale Unterhaltsamkeit. Watching the Wheels (John Lennon) marschiert Stimmung-machend vom Folk zur klatschenden Arenapublikum und das melodramatische Stay With Me Baby (Lorraine Ellison – Cornell bezieht sich allerdings auch eher auf die Terry Reid-Version) zündet in diesem Kontext nun weitaus emotionaler, als noch auf dem Vinyl-Soundtrack.
Über allem steht aber das mittig platzierte Trio aus Patience (eine sehr schöne, erhebene Ballade aus der Feder von Guns ‚N Roses, entspannt über den zurückgenommenen Beat gezupft und mit subtilen Streichern samt düsteren Synthies ausgeschmückt), Prince’s Nothing Compares 2 You (so reduziert kommt mit behutsamer Orchester-Unterstützung ergreifende Gänsehaut auf) und You Don’t Know Nothing About Love (ein dramatischer Carl Hall-Rocker im Licht von Vintage-Lavalampen und Winehouse‘schen Sound macht einen auf Bond), das fast schon im Alleingang die Existenz dieser nichtsdestotrotz ambivalenten Platte rechtfertigt. Ob es – wie auf Wikipedia suggeriert – hiernach noch ein weiteres Coveralbum braucht, sei jedoch dahingestellt.
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