Childish Gambino – Summer Pack
Nach dem Hit This is America will Donald Glover den momentanen Hype nützen: Summer Pack ist entweder eine alleinstehende Mini-EP oder aber der vorauseilende Single-Ausblick auf das vierte Studioplatte des Childish Gambino – sicher aber nicht die anvisierte Hymne zur Mitte des Sommers.
Während es in der Film- und Fernsehwelt für Donald Glover mit einer grandiosen zweiten Staffel Atlanta sowie seinem Scene Stealer-Auftritt in Solo: A Star Wars Story aktuell weiterhin wie geschmiert läuft, hat sein musikalisches Alter Ego seit 2008 über zwei halbgar-holprige Alben sowie eine handvoll mediokrer Mixtapes erst sehr langsam (ungefähr mit dem okayen Drittwerk „Awaken, My Love!„) eine gewisse Anerkennung in den Feuilletons und Hipster-Blogs der Welt für sich reklamieren können, bevor eben This is America (nicht nur dank seines eindrucksvollen Videos) Childish Gambino endgültig in die Sphäre des multimedialen Liebkindes katapultierte.
Nun gilt es, das Eisen zu Schmieden, so lange es heiß ist – wofür sich der Zenit des Sommers freilich nur zu ideal anbietet. Hinter die Neuauflage seiner Debüt-EP vor wenigen Wochen schieben Glover und sein langjähriger Produzenten/Co-Songwriter-Spezi Ludwig Göransson deswegen ohne große Vorankündigung ein Summer Pack, bestehend aus Summertime Magic und Feels Like Summer. Zwei dem Hip Hop und Rap entsagende Tracks, die aus ihrer Agenda alleine titeltechnisch keinen Hehl machen – wie in den versammelten neun Minuten symptomatischerweise keinerlei Understatement angesagt ist.
Summertime Magic eröffnet mit obligatorischem Steel Drum-Sound, eingespülten Wassergeräuschen, trappige Sirenen und einem entspannt gebastelten Electropop-Beat, der sich am kontemporärer R&B orientiert, aber zwischen unaufgeregter Entspannung und dröger Entwicklungsresistenz schrecklich dösend in die Länge zieht. Die vocoderkorrigierte Stimme des Typen, der die Migos für die beste Band seit den Beatles hält, singt dazu supergenerische Lovesong-Texte ohne stimmliche Intensität oder Emotion, weswegen die keineswegs ironisch gemeinte Eindimensionalität auch keinerlei Romantik aufkommen lässt, sondern eher zur enervierenden Karikatur verkommt: „You’ll be my valentine in the summer, in the summer/ You are my only one/ Just dancin‘; having fun/ Out in the shinin‘ sun of the summer, of the summer/ …/ Is it summertime magic/ That makes me wanna dance all night long/ It’s your summertime magic/ Make me feel this way/ Girl, oh your love/ Girl, oh you’re my world/ Baby girl/ My whole world/ Hoo, oh!/ (Do love me, do love me, do)/ (Do love me, do love me, do)/ I love you„.
Feels Like Summer ist dann in etwa der Gegenentwurf zur superpenetranten Pacific Daydream-Ohrwurm-Single von Weezer. Lauschige Tropical House-Beats und luftige Akustikgitarre flanieren zu weichen Synthies, zu denen schon All Saints über den Strand träumten, obwohl Glover hier inhaltlich durchaus nachdenklichere Töne anschlägt: „Every day gets hotter than the one before/ Running out of water, it’s about to go down/ Go down/ Air that kill the bees that we depend upon/ Birds were made for singing/ Waking up to no sound„.
Ein interessant gemeinter Kontrast zur Musik, die mit ihrer Baukasten-Sommersong-Stimmung mangels nachhaltiger Melodien, uninspiriert-spannungsarmer Strukturen, formelhafter Songwritingelemente sowie einer mäandernden Einfallslosigkeit jedoch an ähnlichen Problemen leidet, wie schon Summertime Magic.
Letztendlich dennoch der bessere der beiden Tracks, da Feels Like Summer ohne aktive Aufmerksamkeit konsumiert durchaus als atmosphärische Hintergrundberieselung für Strandbar-Playlisten funktioniert, ohne dass man der Nummer die latente Langeweile übel nimmt, mit der die Ambition Sommer-Hymne sein zu wollen, auch hier chillig scheitert. Als mittlerweile offiziell prolongierter Ausblick auf Studioalbum Vier allerdings bestenfalls ein smoother Rohrkrepierer.
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