Chelsea Wolfe & Emma Ruth Rundle – Anhedonia
Die gemeinsame Tour ist vorerst aufgeschoben, einem Zusammentreffen im Single-Format steht jedoch mit langer Vorlaufzeit nichts mehr im Wege: Chelsea Wolfe und Ben Chisholm, der für den Mix sowie den variabel das Instrumentarium aufwiegenden Synth verantwortlich zeichnet, verbünden sich auf Anhedonia mit der absolut Kooperations-erprobten Seelenverwandten Emma Ruth Rundle.
Anhedonie bezeichnet, wie freilich auch ohne weitere Erkundigungen bekannt ist, ganz allgemeinen die Unfähigkeit, Freude und Lust zu empfinden. Ein Schirm, unter dem die knapp viereinhalb Minuten dieser Zusammenarbeit ganz wunderbar gedeihen, wenn sich Wolfe und Rundle ruhig und zurückgenommen für einen stilistisch wenig überraschenden Weg entscheiden, über den die Melodien mit ernster Miene schweben; elegisch und freudlos, aber auch betörend und einnehmend entrückt. Mit einer traurigen, Haltung zeigenden Gitarre ist man unmittelbar drinnen in der Goth-Atmosphäre aus edlen Spinnweben im mondhellen Zwielicht, typisch schwelgend.
Ein vermeintlich tiefes Moll-Piano grundiert die Akzente, inhaltlich scheint keine Sonne: „Take an eye for an eye/ Take me down with you/ Take it all away/ I know it all comes back times three/ That human, that demon, showed me/ How it ends when you treat your friends like foes/ So don’t come looking for me/ I’ve got my walls up now/ Protect myself like a fortress/ And I’m on my own now“ singt Wolfe mehr, als sie es haucht.
Nach der ersten Strophe addiert das Gespann eine David Eugene Edwards erprobte Patina mit leichter Kurskorrektur zum apokalyptischen Americana, doch führt Rundle die Agenda ihrer Kollegin (mit im Hintergrund angedeuteten Streicher-Erinnerung ohne körperliche Manifestation) nahtlos fort, durch den Dark Folk, Ethereal Wave und vage psychedelisch verfinsterten Country-Versatz. „My sadness has lost its cause/ And I’m suffocating/ So don’t come looking for me/ I’ve got no joy to lend/ Protect myself like a fortress/ Isolating, bridge withdrawing„. Das geht direkt in die Magengegend, bevor Rundle und Wolfe im finalen Drittel zu einer Duett-Symbiose verschmelzen, einem dramatischen Wechselspiel mit subversiv-kakophonisch dräuender Schlagseite und immer dichter umschließenden Texturen. „Anhedonia/ I’ll be your silent witness/ I’ll be your border line/ I’ll keep you safe and sacred/ Just keep your heart close to mine„.
Der Klimax ist dann ein kaum das Spektakel suchender Ausklang, weswegen Anhedonia durchaus unterwältigender wirken kann, als es ist – auch als etwas zu reibungslos in der Komfortzone verankert, während sich dezitiert abzeichnet, wie sehr das Potential dieser Konstellation auf Albumlänge ausgeschöpft werden wollen würde.
1 Trackback