Charley Crockett – 10 for Slim: Charley Crockett Sings James Hand

von am 29. März 2021 in Album, Sonstiges

Charley Crockett – 10 for Slim: Charley Crockett Sings James Hand

Bevor er in den kommenden Monaten noch den regulären Nachfolger zu seinem 2020er Hauptwerk Welcome to Hard Times folgen lassen wird, verneigt sich das nimmermüde Arbeitstier aus Dallas vor einem Idol und Freund – 10 for Slim: Charley Crockett Sings James Hand.

Schon der genaue Blick darauf, wer hier diesmal wen „präsentiert“ – dass sein Alter Ego also im Gegensatz zu zu Honky Tonk Jubilee sowie Blue Bonanza nicht die nominelle Hauptrolle spielt – macht deutlich, dass die dritte Veröffentlichung unter seinem Lil G.L.’s-Banner einen besonderen Stellenwert für Charley Crockett einnimmt: Für zehn Songs und ein Intro (das davon erzählt, wie Crockett seinen späteren Freund erstmals im Deep Ellum’s Allgood Cafe in Dallas sah) verbeugt sich der 37 Jährige vor dem 2020 verstorbenen Spätstarter und Geheimtipp James “Slim” Hand, den Willie Nelson „the real deal“ nannte und Crockett selbst alleine in einem offenen Brief noch mehr: „Wenn man seinem Schreibstil und den Porträts, die er in seiner Musik malte, zuhört, oder dieser klagenden, einzigartigen Stimme, die er hatte, dann weiß man, dass er in unserer Zeit seinesgleichen suchte.

Vor diesem Hintergrund entfernen sich die Cover-Versionen nicht weit von den Originalen, Crockett wählt eine Quasi-Greatest Hits-Riege als Tribut-Compilation und interpretiert diese doch mit seiner unverkennbaren eigenen Honky Tonk- und Modern Traditional Country-Handschrift, stilistisch direkt von Welcome to Hard Times übernehmend – wie es eigentlich ja auch der Style des Artworks bereits verrät.
Slide Gitarren, Steel Pedal und Fidel erweitern die Arrangements vor einer meist unaufgeregten Rhytmussektion, da und dort klimpert es aus der Bar. Etwa in Don’t Tell Me That, einem ausnahmsweise flott und beschwingt zum bluesigen Rockabilly tendierend Boogie, bevor das so locker und entspannt treibende Lesson in Depression mit seinem beschwingten Schwermut noch exemplarischer für die gewitzte Tiefe des Songwriting steht, und neben nachhaltigen Nummern wie Midnight Run nur einen von vielen nonchalanten Ohrwürmern stellt – deren Ursprünge man hiernach übrigens unbedingt ergiebigere erforschen will.

Crockett und sein Produzent Billy Horton haben insofern ganze Arbeit geleistet, den Scheinwerfer mit einem perfekt sitzenden, aus der Zeit gefallenen Gewand auf das Schaffen von Hand gerichtet. 10 for Slim: Charley Crockett Sings James Hand klingt niemals schludrig oder zu dick aufgetragen, absolut authentisch und vor Gefühl und Hingabe strotzend. Es fließt so viel Herzblut und Grandezza durch die verinnerlichten 34 Minuten, wie in den regulären Studioalben von Crockett.
Wenn mit Slim’s Lament („I swear that I’ve tried everything but suicide/ And every day is still the same/ With each new tear the same old pain is here/ Oh death, you’ll have so little left to claim/ I stare in the mirror at a man I hardly knew/ I’m praying to God but I’m calling for you„) der letzte Song des Underdogs beschließt, den Hand seinem Kumpel erst kurz vor seinem Tod via Telefon übermittelt haben soll, dann ist das insofern wohl ein würdiger Abschluss und Nachruf für die Karriere von James Hand – es macht die Tatsache, dass sich die angedachte gemeinsame Tour mit Crockett nicht mehr ausging, allerdings auch umso tragischer.

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