Ceremony – Zoo

von am 23. Februar 2012 in Reviews

Ceremony – Zoo

Für Ceremony geht die Reise in die Vergangenheit weiter, die Ursprünge des Punk sind auf ‚Zoo‘ in greifbarer Nähe. Und mit Matador im Rücken könnten die nun die Welt erobern.

Die Geschichte der Kalifornier Ceremony ist mittlerweile auch die Geschichte einer Band, die sich selbst darin gefällt, rückwärtsgerichtet die eigenen Wurzeln freizuschaufeln. Auf ihrem vierten Album ist von dem ultraschnellen, harten Powerviolence der ersten beiden Alben jedenfalls nichts mehr zu finden. Schon auf Rohnert Park wurde das prügelnden Dauerfeuerschlagzeug samt Brutaloriffs ja ausgedünnt, das große Umdenken in Sound und auf einem Richtung 70er Punk schielenden Bastard, der die Geschwindigkeitssucht der Band gegen eine erfrischend altmodische Wurzelbesinnung tauschte, die auf ‚Zoo‚ nun seine wohl nur logische Fortsetzung findet. Die Zeiten, in denen Ceremony das Idealbild der modernen, amerikanischen Hardcore Band abgaben, sind hiermit theoretisch vorbei. Praktisch aber fangen sie jetzt erst so richtig an.

Nach dem großen Umbruch für ‚Rohnert Park‚ legt sich nun der Staub und gibt die Sicht auf grunderneuerte Ceremony frei, die weiter an sich rumbasteln: ‚Hysteria‚ täuscht den Hacken an und bremst sich gleich mal selbst aus, bringt das Album auf Midtempo-Kurs. Da riffrockt eine Ahnung von Black Flag aus den Boxen, das hat seine Verbindung zum Hardcore in Zeiten gefunden, als aus dem Punk der Sex Pistols die Saat für Minor Threat und Co. zu wuchern begann. Aber: Ceremony schielen nun nicht mehr nur Richtung Garage Punk und im Noise randalierendem Indierock, sondern spielen das jetzt auch – sogar Shoegaze Elemente purzeln in die Songs und machen in ‚VideoThe Xx im Punkrock-Outfit nach. Dazu der Sound: Ross Farrar klang immer schon ein wenig nach Keith Morris, seine Band jedoch noch nie derart nach den Circle Jerks wie auf ‚Zoo‚. Die Produktion ist dazu passend vergleichsweise dünn, die Vocals klingen als hätten sie nie einen Produktionsraum von innen gesehen.  Der ehemals permanent so unfassbar geladene Farrar brüllt nicht mehr , sondern „singt“ nun weitestgehend, mit nöliger Angepisstheit unter zähnefletschenden Grimassen.

Eine Platte „die irgendwie nach den Pixies klingt“ wollte Ross Farrar mal aufnehmen und hat ‚Zoo‚ zur Vorwarnung eine entsprechende Cover EP vorrausgeschickt. Dort war auch ein Wire Song vertreten, der allgegenwärtige Geist britischer 60er Bands sollte also niemanden auf einem Album verstören, auf dem sich vor allem in der ersten Hälfte die Trackmarks vor Surf Gitarren nicht retten können und ‚Zoo‚ so Richtung Strand schlurft, entsprechende Soli samt flockigem Schlagzeug eingepackt hat. Ceremony hören heißt nun, Musik serviert zu bekommen, die gleichermaßen altmodisch klingen will, wie sie eigentlich auch perfekt auf die hippen Massen zugeschnitten wurde. Das auf den Labelwechsel festzumachen, hieße aber, die bisherige Entwicklung der Band zu ignorieren. Die Aggressivität ist einer Unbeschwertheit gewichen, die einen lieber das nächste Bier knacken lässt, als sich die Schädel einzuschlagen. Weil die versammelten 36 Minuten in erster Linie Spaß machen. Eine waghalsige Neuerfindung, die verstört und doch gefällt. Allein, weil die nun wirklich überall hin können.

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