Celestial Grave – Vitriolic Atonement
Celestial Grave sind mittlerweile nicht nur vom ofenbar problematisch gewordenen Label Iron Bonehead Records abgewandert, sondern setzen ihren Weg auf Vitriolic Atonement grundlegend konsequent fort.
Auch wenn Secular Flesh vor drei Jahren in den hiesigen Jahrescharts bis auf Platz 25 vorgestoßen ist, hat das Debüt der beiden Finnen in der Szene offenbar wenig Begeisterung hervorgerufen. Eine Reaktion, die auch Vitriolic Atonement gewissermaßen zu teilen scheint. Teilen muß man diese Wahrnehmung abermals nicht – nachvollziehen kann man sie spätestens bei den puristengiftigen Passagen der Platte aber wohl schon, in denen sich dann auch endgültig demonstriert wird, dass die Entwicklung der Band seit 2019 im zweiten Durchgang wieder vorangeschritten ist: Weit weg von den okkulten, mystischen Ursprüngen auf Burial Ground Trance klingen Celestial Grave mit klassischer am rohen Genre-Einsatz raspelnden Vocals diesmal trotz der beibehaltenen ungestümen Ungeschliffenheit noch klarer und differenzierter, transparenter und kräftiger in ihren Ansinnen, der Melodik im Black Metal mit einer regelrecht punkigen Attitüde und rockiger Dramatik zu dröhnen. Vitriolic Atonement agiert verspielt und hungrig, beinahe übermütig, stets am Abenteuer interessiert.
Dass Celestial Grave dabei das Rad nicht neu erfinden ist alleine dahingehend keineswegs schlimm, weil die verdammt kurzweiligen 34 Minuten der Platte schlicht und einfach verdammt viel Bock machen, enthusiastisch und impulsiv eine dynamische, sportliche und erfrischend energische Unkonventionalität zeigen – gerade in der sicherlich polarisierenden zweiten Hälfte des (auch durch einige unnötige Fade-Outs manchmal wie eine Songsammlung wirkenden) Albums.
Dort scheint es, als würden Celestial Grave komplett in den Black Metal-Party-Modus umschalten, wenn The Abyss Exhales sich im growlenden Bellen die Vocals zweier Stimmbänder im räudigen Rausch zuwirft, die Gitarre breitbeinig gen Vhöl heult und dann am Heavy Metal gar zu Iron Maiden galoppiert. Dass die Nummer wie ein kurzer Snack anmutet, lässt sich nicht von der Hand weisen. Auch nicht, dass Vitriolic Atonement mutmaßlich deutlicher an der Unterhaltung, denn an einem emotional breiten Spektrum interessiert ist. Weswegen man auch trotz einer ähnlichen Ambition nicht die Tiefenwirkung von Alben wie The Long Defeat oder Submission and Slavery erreicht.
Dafür ist das scheuklappenfreie Songwriting aber auch so spitze: das Glanzstück Exaltation zeigt eine saloppe, ja regelrecht poppunkige Nonchalance im Blackgaze, soliert über unbeschwerten Hardrock-Tendenzen wie eine gut abgehangene Stoner-Kombi auf Speed, bevor (das ideal übernehmende) Radiant Tides Below den dissonanten Jane Doe-im-Gruselkabinett-Weirdo-
Auf diesen Eklat hat bis dahin eigentlich höchstens der atonal kommunizierende Acoustic-Beginn von Clemency als durchatmender Suspense vorbereiten können, obwohl später relaxt rockende Rhythmus-Gitarren am Rad drehen und die Leads traditionsbewusst triumphieren, der garstige Zug nach vorne eine epische Hymnik aufbäumt. Sich ebenso der Wirksamkeit eines großen Finales bewusst ist Cadaverous Solace, das hirnwütig dringlich tackernd am Ringelspiel des Death hastet, ohnedies unter einem unbremsbaren Strom zu stehen scheint, sich hinten raus aber dennoch manisch nach oben schwurbelt.
Eucharist darf mit seinen rockend geschleuderten und geschlenztem Riffs, dem Tremolo und Blastbeats, dem Stampfen und Heulen, der symptomatisch knackig und kompakt gehaltenen Zugänglichkeit insofern sogar vielleicht als armreichender Konsens verstanden werden, aber auch als Einstieg in die einzig wirklich gravierende Problematik des Albums: Vitriolic Atonement fühlt sich letztendlich nicht nach mehr als der Summe seiner Teile an – was ein Aufrunden zwischen den Punkten dann knapp (aber doch) verhindert.
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