Celeste – Epilogue​(​s)

von am 19. November 2023 in EP

Celeste – Epilogue​(​s)

Andere Bands veröffentlichen mittlerweile spontan von Heute auf Morgen, Celeste lassen nach der ersten Ankündigung auf eine neue EP noch fast ein halbes Jahr warten, bis sie diese Epilogue(s) dem Hassbatzen Assassine(s) nachjagen.

Selbst diese verhältnismäßig lange Vorlaufzeit dürfte dann aber nicht auf das Überraschungsmoment des finalen Songs – With Idle Hands – dieser EP vorbereiten, auch wenn der englischsprachige Titel freilich bereits einen gewissen Bruch mit den genormten Celeste-Konventionen spoilerte.
Bis dorthin bleibt der Schuster Epilogue(s) aber zu zwei Dritteln der Spielzeit erst einmal bei seinen Leisten, macht sowohl stilistisch wie klang- und produktionstechnisch, vor allem aber auch in qualitativer Hinsicht nahtlos bei dem Nuclear Blast-Einstand von 2022 weiter, ohne für wirkliche Überraschungen zu sorgen: ideal!

Die klarere Inszenierung von Chris Edrich lässt dabei weiterhin mehr Nuancen im Signature Sound der französischen Nihilisten zu, die epochalen Spannungsbögen haben über den infernalen Blastbeats und der Black Metal-Ästhetik gerade in den ausholenden Gitarrenwänden eine bedrohliche Grandezza in der pechschwarzen Finsternis voller giftiger Bösartigkeit. Die Schattierungen des Schwarz sind klarer konturiert, die Dynamiken bieten einen variableren Raum – am deutlichsten nachzuhören im malerisch verzweifelten Finale des postmetallischen Plisse les yeux jusqu’au sang, nachdem bereits Il se vide lentement alle Tugenden der Franzosen auf ein Podest gehoben hat, und Epilogue(s) ad hoc exakt entlang der Erwartungshaltung zur elementaren Diskografie-Ergänzung macht.

Und dann kommt eben noch With Idle Hands, das nicht nur aus dem Rahmen dieser EP, sondern dem bisherigen Kanon der Diskografie fällt: Hier spielen die Aggressoren mit dem elegischen Klargesang von Grivo-Mann Timothy Heck einen weichen, versöhnlichen Shoe/Doomgaze a la Spotlights im getragen Hall ruhig balsamierender Heaviness, anmutig und flächig.
Das Songwriting mag streng genommen gefällig und vorhersehbar sein, vor allem auch so viel einfacher strukturiert als klassisches Material der Band, aber in seiner Harmonie und Atmosphäre ist With Idle Hands (ganz von Omit geschult) mehr als nur angenehm, schlichtweg schön und ein bisschen majestätisch, zumal der erhebende Refrain eine für sich genommen ganz hervorragend funktionierende Schleife als Instant-Ohrwurm um diese mögliche Initialzündung eines Paradigmenwechsels im Celeste-Kosmos zieht.

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