Cave Sermon – Divine Laughter

von am 13. März 2024 in Album

Cave Sermon – Divine Laughter

Zweieinhalb Jahre nach dem 2021er-Debütalbum Memory Spear treibt das australische Quasi-Soloprojekt Cave Sermon mit Divine Laughter mit noch nachdrücklicheren Vehemenz in die assoziative Achse aus Ulcerate, Downfall of Gaia, Aeviterne und Sumac.

Dafür sorgt auch die Entscheidung von Mastermind Charlie Park, der weiterhin für nahezu alle Aspekte von Cave Sermon alleine verantwortlich zeichnet, sein Projekt aus den rein instrumental gehaltenen Gefilden zu ziehen und sich mit dem Kolumbianer Pablo Miguel Méndez (von Mico) einen Sänger zu engagieren, der den progressiven Sludge Death an der Schwelle zum Post Metal mehr Charakter und Profil verleiht. Um wieviel griffiger und intensiver das Songwriting des Mannes aus Melbourne durch die zusätzliche Ebene nun wirkt, während der Sound in seiner kraftvollen Atmosphäre durchdachter und kompletter packt, ist jedenfalls beachtlich.

Wiewohl Beyond Recognition praktisch unmittelbar mit growlender Geschwindigkeit tackernd in leichter Dissonanz antaucht, erzeugt Divine Laughter vor allem aus der homogenen Dynamik, die im Kontrast von einem bestialischen Zug mit einer massiven, dickflüssigen Heaviness und sphärischen Perspektive entsteht, seine Reize. Nach rund zweieinhalb (seiner insgesamt fast zehn) Minuten Spielzeit schichtet der Opener das Gebrüll der hetzenden Anfangsphase nämlich zurück und taucht in einen ambienten Sandsturm ein, die fast surrealistisches Fantasie eines andersweltartigen Space-Traums, wo die Gewalt letztendlich bedrohlich mit episch schimmernder Kante aus der Cavern-Aura explodiert, indem sogar Ahnungen einer psychedelisch stampfenden Tanzbarkeit samt flirrender Classic-Hymnik inhaliert werden. Das kunstvolle Artwork der Platte ist schlüssig gewählt.

Dort blendet das praktisch nahtlos mutierende Gesamtwerk im pastoralen Schimmer zu Crystallised über, das seine Riffs mit Core-Feeling von der mystischen Substanz in ein astrales Cinemascope hakt, von der verzweifelt flehenden Euphorie der Vocals hungrige Impulse bekommt, derweil sich die melodischen Tendenzen von Park selbst zu einer Triumph-Geste im Solo ausleben. So hangelt sich Divine Laughter wie ein gefühlter Reboot für Cave Sermon durch ein aus dem bisherigen Genre-Jahr aufzeigendes Schaulaufen, glänzt auf eklektische Weise selbstbewusst und rund.

In Liquid Gold gestaltet Park die malerische Katharsis geradezu stoisch und arbeitet sich szenisch zu einer eiligen Transzendenz, wo die definierte und konturklare, aber manchmal etwas zu wenig herausfordernde und saubere Produktion die Stärken des Materials zwar in Sachen Effektivität auf den Punkt bringt, die Individualität der Musik dabei allerdings auch nicht unbedingt forciert. Die orchestralen Vaudeville-Nuancen in den Arrangements sind beispielsweise höchstens imaginativ spürbar – eine ambivalente Entscheidung. Mit Luft nach oben hat Divine Laughter allerdings so oder so dennoch gerade auf lange Sicht gut lachen und erweist sich als kompakter Grower.

The Paint of an Invader schleudert seine Gitarren mit straighter ballernder Blackened-Attitüde gen Aaron Turner und findet die nachdenkliche Ruhe einer Postrock-Introspektive, bevor Birds and Machines in Brunswick als düsterer Radiatoren-Klanglandschaft die ambiente Stimmung der Platte erforscht und vertieft.
Danach bäumt sich das Titelstück wie eine Zusammenfassung aller zuvor deklinierte Tugenden in machtvoller Balance auf, existiert wie viele Augenblicke dieses Zweitwerks kunstvoll jenseits einer reinen Metal-Praktikabilität, lässt ausführliche Spielzeiten erstaunlich rasch verfliegen und entlässt trotz eines schlüssig auf das Gesamtwerk aufgezogenen Spannungsbogens mit einem Hunger auf Mehr. Denn das Potential hinter dem Horizont der Platte scheint berauschend: Park hat Méndez gefunden – und Cave Sermon sich selbst.


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